Unternehmensgründungen wird meist ein wichtiger Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eines Landes zugeschrieben (u.a. Bhawe/Zahra 2017; Kollmann et al. 2017). Gemessen an traditionellen Kennzahlen fällt dieser Beitrag jedoch sehr gering aus. Darüber hinaus zeichnet sich eine kontinuierliche Verringerung an Unternehmensgründung ab und
politische Gegenmaßnahmen erzielen geringe Wirksamkeit in der Förderung der deutschen Gründungskultur. Vor diesen Hintergründen ergibt sich das Ziel der Studie die Geschäftsmodelle, Entwicklungen, Unternehmensstrategien, Finanzierungen und Hemmnisse innovativer Startups darzustellen und zukünftige Handlungsbedarfe sowie geeignete Politikmaßnahmen in Bezug auf gründungsfreundliche Rahmenbedingungen abzuleiten.
Die Studie umfasst eine qualitativ-empirische Vorgehensweise. Systematische Literaturanalysen dienen der Erfassung des aktuellen Forschungsstands sowie der Ableitung der Forschungsfragen. Insgesamt wurden 50 Startups und 8 Innovationsintermediäre interviewt. Zur Triangulation der Datenquellen wurden die Webseiten und Crunchbase-Einträge der Startups herangezogen. Die Datenanalyse setzt sich aus qualitativen Inhaltsanalysen und einer fuzzy set Qualitative Comparative Analysis zusammen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Startups mit verschiedenen Akteuren in ihrem Innovationsystem im direkten oder indirekten Austausch stehen. So stellen Kapitalgeber nicht nur eine Finanzierungsquelle dar, sondern sie unterstützen Startups mit Hilfe von Kontakten, Wissen und Reputation. Etablierte Unternehmen schaffen Pilotprojekte und Marktzugänge für Startups und nutzen im Gegenzug deren Technologie und Wissen, um ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Universitäten offerieren Startups Ideen, Wissen, Infrastruktur und Technologien und stehen meist als Qualitätsmerkmal für erfolgreiche Startups. Der Staat tritt im Innovationssystem finanziell, regulatorisch und als Infrastrukturbetreiber auf. Dahingegen vermitteln Innovationsintermediäre das steigende Angebot an Startups an die passende Nachfrage der Wirtschaft. Im Ganzen offenbaren die Erkenntnisse, dass der Wertbeitrag von Startups im Innovationsystem über bloße volkswirtschaftliche Kennzahlen hinausgeht. Startups können nicht nur als Unicorn, Decacorn oder Hidden Champion zur Gesamtwirtschaft beitragen, sondern auch gescheiterte Startups treten als Wissensentwickler und Trendscout auf. Als Handlungsempfehlungen für Deutschland ergeben sich folgende Aspekte. Zunächst ist eine Vision als Gründungsland nötig, um Fördermaßnahmen zu fokussieren. Die Seed-Phase sollte mit spezialisierten Startup-Hubs branchenindividuell, mit Gründercoaching in Form von MOOCs und gestaffelten Finanzierungen, gebunden an einzelne Hypothesen eines Geschäftsmodells unterstützt werden. Für die Startup-Phase sollten Co-Entwicklungen mit etablierten Unternehmen als Tandem-Fördermaßnahmen erleichtert werden. Für die Wachstumsphase sollten nicht nur staatliche Wagniskapitalgeber ausgebaut werden, sondern auch die Rahmbedingungen für ausländische Wagniskapitalgeber verbessert werden. Diese Maßnahmen sind notwendig um das Wachstumspotenzial innovativer Startups auszuschöpfen.
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Unternehmensgründungen wird meist ein wichtiger Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eines Landes zugeschrieben (u.a. Bhawe/Zahra 2017; Kollmann et al. 2017). Gemessen an traditionellen Kennzahlen fällt dieser Beitrag jedoch sehr gering aus. Darüber hinaus zeichnet sich eine kontinuierliche Verringerung an Unternehmensgründung ab und
politische Gegenmaßnahmen erzielen geringe Wirksamkeit in der Förderung der deutschen Gründungskultur. Vor diesen Hintergründen ergibt sich das Ziel der...
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