Mastzellen spielen eine Schlüsselrolle bei der Pathogenese entzündlicher und funktioneller Erkrankungen des Magen-Darmtraktes. Über Mastzellmediatoren, insbesondere Histamin, werden Neuroimmun-Interaktionen gesteuert, die nerval vermittelte Funktionsstörungen hervorrufen. Diese Arbeit galt der Untersuchung der bisher unbekannten Wirkung von Histamin auf das humane enterische Nervensystem (ENS) mit Hilfe einer hochauflösenden Neuro-Imaging Technik an pathologisch unauffälligen Darmresektaten von über 100 Patienten. Histamin induzierte in 37% der untersuchten enterischen Nervenzellen (800 Neurone, 109 Ganglien, 52 Präparate) eine direkt vermittelte, lang anhaltende erregende Wirkung mit Aktionspotentialentladungen. Diese aktivierende Wirkung konnte durch den H1- Agonist HTMT-Dimaleat (43 Ganglien), den H2-Agonisten Dimaprit (72 Ganglien), den H3-Agonisten R-(-)-alpha-Methylhistamine (70 Ganglien) sowie den H4-Agonisten (12 Ganglien) nachgeahmt, und durch die H1-, H2-, H3- und H4-Antagonisten Pyrilamin, Ranitidin, Clobenpropit und JNJ7777120 blockiert werden. Applikation der Rezeptoragonisten in Kombination erlaubte Rückschlüsse auf die funktionelle Rezeptorausstattung im humanen ENS. Sechs von sieben möglichen Expressionsmustern wurden ermittelt: die Kombinationen aus H1/H3-Rezeptor (29% der gemessenen Zellen), H1/H2-Rezeptor (7%), H2/H3-Rezeptor (7%) und H1/H2/H3- Rezeptor (20%). Mit Ausnahme der Wirkung am H1-Rezeptor, wurden sowohl Wirkungen am H2-Rezeptor (27%), als auch am H3-Rezeptor (10%) unabhängig weiterer Kombinationen detektiert. Eine hemmende Wirkung von Histamin wurde nicht beobachtet. Diese Ergebnisse belegen erstmals Effekte von Histamin in humanen enterischen Nervenzellen. Im Gegensatz zu Befunden in Tiermodellen wird im humanen ENS die aktivierende Histaminwirkung über H1-, H2-, H3- und H4-Rezeptoren vermittelt. Die erregende Wirkung von Histamin könnte die Ursache für die, mit funktionellen und entzündlichen Erkrankungen assoziierten, Störungen der Motilität und Sekretion sein. Die human-spezifische Pharmakologie der Histaminwirkung, insbesondere die Beteiligung von H3- und H4-Rezeptoren, eröffnet Ansätze für neue therapeutische Strategien zur Behandlung von Magen-Darmstörungen.
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Mastzellen spielen eine Schlüsselrolle bei der Pathogenese entzündlicher und funktioneller Erkrankungen des Magen-Darmtraktes. Über Mastzellmediatoren, insbesondere Histamin, werden Neuroimmun-Interaktionen gesteuert, die nerval vermittelte Funktionsstörungen hervorrufen. Diese Arbeit galt der Untersuchung der bisher unbekannten Wirkung von Histamin auf das humane enterische Nervensystem (ENS) mit Hilfe einer hochauflösenden Neuro-Imaging Technik an pathologisch unauffälligen Darmresektaten von...
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