Um Wassermangel entgegenzuwirken, wird in der Praxis häufig die doppelte Menge des täglichen Wasserbedarfs bewässert. Unter diesen nassen Bedingungen wird die Diffusion von Sauerstoff zum Wurzelsystem als der limitierende Faktor der Wurzelatmung, und damit für das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze, angesehen. Durch Beeinträchtigung des Wurzelwachstums oder ihrer Funktion können unweigerlich auch das Pflanzenwachstum und schließlich der Ertrag in Mitleidenschaft gezogen werden. In der vorliegenden Arbeit wurde mit neuentwickelten Sauerstoffoptoden erstmals eine Messtechnik angewandt, welche eine kontinuierliche Überwachung des absoluten Sauerstoffgehalts sowohl in der flüssigen als auch in der gasförmigen Bodenphase erlaubt, und dadurch eine objektive Vergleichbarkeit, wie sie in dieser Weise bisher im Gartenbau nicht möglich war. Durch eine hohe zeitliche und räumliche Auflösung konnte eine große Heterogenität des Sauerstoffgehalts in verschiedenen Substraten in unterschiedlichen Bodentiefen, das Wiederbelüftungsverhalten nach Flutung, der Eintrag von Sauerstoff durch das Gießwasser, als auch die Effizienz verschiedener Belüftungsmethoden in Substrat und Nährlösung exakt nachgewiesen werden. In den ersten Versuchen wurde die enorme Variabilität des Sauerstoffgehalts auch in einem homogenen Boden demonstriert. Die erstmals gemessenen absoluten Sauerstoffverläufe gaben Aufschluss über die große Bandbreite an Mikroklimata in Böden, welche auch bei Flutung unterschiedlich reagierten. Mit der vollständigen Drainage eines Substrates ist noch nicht gewährleistet, dass unmittelbar danach die Sauerstoffversorgung in allen Poren des Substrates wieder ausreichend für das dortige Wurzelwachstum ist. Der Grad der Variabilität wurde durch Bepflanzung noch erhöht, da sowohl durch die Pflanzenwurzeln, als auch durch die umgebende Mikroflora der Rhizosphäre weitere Sauerstoffverbraucher in den Boden eingebracht wurden. Bedingt durch die sehr langsame Diffusion von Sauerstoff in (Boden-)wasser führte dies zu enormen Sauerstoffgradienten im Boden. Die Messergebnisse legen die Komplexität der Vorgänge im Boden dar und die Schwierigkeit, genaue Prognosen bezüglich des Sauerstoffgehalts zu treffen. Zwischen den verschiedenen Pflanzenarten gibt es beträchtliche Unterschiede bezüglich des Sauerstoffbedarfs und der Empfindlichkeit auf Sauerstoffmangel im Wurzelbereich. In einem dreitägigen Flutungsversuch mit anschließender dreitägiger Drainage in einem mit Kompost aufgedüngten mineralischen Unterboden, bepflanzt mit Gurken, Tomaten, Zucchini, Blumenkohl, Chinakohl, Spinat bzw. Bohnen zeigten die Tomatenpflanzen die schnellste und intensivste Welkereaktion, gefolgt von Blumenkohl und Spinat. Viele der Probleme überbewässerter Böden können durch die Verabreichung adäquater Sauerstoffmengen in das Bodenwasser unmittelbar nach der Bewässerung überwunden werden. In einem zweijährigem Gewächshausversuch mit Tomaten in einem organischen Substrat wurde die Wirksamkeit der Belüftung mit einem Venturiinjektor (AirJector©, Mazzei, USA), zwei H2O2-Konzentrationen (0,1 und 0,2 %) und mit Druckluft durch perforierte Gummischläuche (Porous Pipes©) untersucht. Die Belüftung mit AirJector und H2O2 wurde durch die oberirdisch und in 10 cm Tiefe verlegten Bewässerungsschläuche appliziert, die Porous Pipes wurden separat in 15 cm Tiefe verlegt und nur für die Belüftung verwendet. Der Sauerstoffgehalt konnte in den einzelnen Bodenschichten durch die Belüftung mit H2O2 und Druckluft (durch porous pipes) gesteigert werden. Am stärksten war dieser Effekt durch Verwendung von H2O2, allerdings nur in unmittelbarer Nähe zur Tropfstelle (5 und 10 cm Tiefe). Mit dem AirJector ließen sich in keiner Bodentiefe Sauerstoffsteigerungen erreichen, die sich von den Kontrollvarianten unterschieden hätten. Jedoch erreichten in zwei der insgesamt drei Versuche die Belüftungvarianten 0,2 % H2O2 und die Porous Pipes einen signifikant höheren Ertrag als die normalbewässerte und unbelüftete Kontrolle, bzw. als die AirJectorbelüftung. Bei den pflanzenphysiologischen Messungen des Stressgrades der Pflanzen ergab sich kein eindeutiges Bild. Auch bei der Ermittlung des Durchwurzelungsgrades war das Ergebnis aufgrund der großen Streuung nicht eindeutig. Peroxide können O2-Mangel-Stress während und nach einer Flutung bis zu einem begrenzten Grad vermindern, haben jedoch ein unkalkulierbares Dissoziations- und Reaktionsverhalten. Neben dem variablen Sauerstoffbedarf der Pflanzen und der Bodenmikroorganismen ist der Abbau von H2O2 im Boden eine weitere unbekannte Variable. Unter Optimalbedingungen sind mitunter keine Wachstums- oder Ertragssteigerung möglich, sondern erst bei akutem Sauerstoffmangel. Hinsichtlich der Sauerstofffreisetzung zeigte die Belüftung mit H2O2 die besten Ergebnisse, jedoch mit den Nachteilen des Substratabbaus, der Schädigung der Wurzeln in unmittelbarer Nähe der Tropfer und des unberechenbaren H2O2-Abbaus. Für eine optimale Belüftung mit H2O2 sollten die Bewässerungsintervalle an die Abbaurate des Peroxids im Boden angepasst werden, um zu große Amplituden zu vermeiden. Um einem oxidativen Abbau des Substrates vorzubeugen, sollte das Peroxid so niedrig konzentriert, so häufig und so nah an den Wurzeln wie möglich angewandt werden. Nicht alle Kulturpflanzen reagieren gleich auf Peroxidbelüftung. Möglicherweise beruht der bessere Effekt von H2O2 auf den Ertrag bei wenigen Gaben auch auf einer antimikrobiellen Wirkung. Die Belüftung mit Druckluft durch Porous Pipes brachte zwar einen signifikanten Ertragsanstieg, für die praktische Anwendung empfiehlt sich diese Art der Belüftung kaum, da der Aufwand der Verlegung und der Bereitstellung von Druckluft sehr hoch und die Auswirkungen auf den Ertrag in keinem günstigen Verhältnis dazu stehen. Der Erfolg einer Belüftungs- als auch Bewässerungsmethode misst sich vor allen Dingen daran, inwieweit der Ertrag gesteigert werden kann. Da Pflanzen auf verschiedene Belüftungsmethoden höchst unterschiedlich reagieren und es trotz eines gesteigerten Wurzel- und Sproßwachstums nicht immer zu einer Ertragssteigerung kommt, muß für jede Art in dem ihr eigenen Anbausystem die pflanzenphysiologisch und auch ökonomisch optimale Belüftungsmethode ermittelt werden. In einer Serie von Nährlösungsversuchen mit Zucchini, Gurken, Paprika, Bohnen und Chinakohl wurde die Belüftung mit normaler Umgebungsluft und mit H2O2 (0,00136 % in der Nährlösung) verglichen. Ohne die reaktive Wirkung vorhandener organischer Substanz mit den enthaltenen Peroxidasen und Katalasen war die Wirkung von H2O2 schneller und stärker. Obwohl durch H2O2 der Sauerstoffgehalt in der Nährlösung auf mitunter über 100 % angereichert werden konnte, hatten die mit Druckluft belüfteten Pflanzen bei Zucchini, Gurken, Paprika und Bohnen ein stärkeres Wurzel- und Sproßwachstum und gesünderes Aussehen. Gründe für das allgemein schlechtere Wurzelwachstum in den H2O2-belüfteten Varianten können in einem nicht ausreichendem Sauerstoffgehalt in der Nährlösung (technisch bedingter Rückgang der O2-Konzentration auf 0 % in der Nacht), einer hemmenden Wirkung des H2O2 auf die (Adventiv)- Wurzelbildung als auch an einer CO2-Toxizität liegen. Trotz einfacher Handhabung des Peroxids (einfach in das Düngesystem zu injizieren und billig), ist die chemische Belüftung pflanzenbaulich noch nicht ausgereift. Bis heute ist in der Hydroponik die Belüftung mit Druckluft noch immer am effektivsten und sichersten.
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Um Wassermangel entgegenzuwirken, wird in der Praxis häufig die doppelte Menge des täglichen Wasserbedarfs bewässert. Unter diesen nassen Bedingungen wird die Diffusion von Sauerstoff zum Wurzelsystem als der limitierende Faktor der Wurzelatmung, und damit für das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze, angesehen. Durch Beeinträchtigung des Wurzelwachstums oder ihrer Funktion können unweigerlich auch das Pflanzenwachstum und schließlich der Ertrag in Mitleidenschaft gezogen werden. In der vorl...
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