Mit den in dieser Arbeit erzielten Ergebnissen lassen sich wichtige Fragen im glutathionabhängigen Entgiftungsstoffwechsel von Pflanzen beantworten. In mikroskopischen Studien zum interzellulären Transport konnte erstmalig die Mobilität von Glutathionkonjugaten in vivo gezeigt werden. Danach werden Glutathionkonjugate in der Wurzel akropetal im Phloem und im Kurzstreckentransport innerhalb des Parenchyms über Plasmodesmata transportiert. Außerdem wurde eine Verlagerung der Konjugate in den Apoplasten beobachtet, wodurch eine Deposition von Glutathionkonjugaten im Boden wahrscheinlich wird. Da eine Wiederaufnahme von Glutathionkonjugaten in die Wurzel aus dem umgebenden Medium nicht gezeigt werden konnte, ist dieser Transport unidirektional. Gelangen Xenobiotika in die Wurzel, werden sie bevorzugt im apikalen Wurzelmeristem konjugiert, das offensichtlich als Ort der Konjugation angesehen werden kann. Nach der Konjugation werden die Konjugate über das Xylem in den Spross der Pflanze transportiert. In Studien zum intrazellulären Transport von Glutathionkonjugaten wurde erstmalig in Gerste die Aktivität eines tonoplastenständigen ABC-Transporters in vivo beschrieben. Darüber hinaus wurde der Glutathiongehalt in verschiedenen Kompartimenten der Gerstenwurzel gemessen. In der Vakuole unterliegen Glutathionkonjugate zunächst einem stufenweisen Abbau bis zum Cysteinkonjugat. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Glutathionkonjugate durch zwei peptidolytische Enzyme katabolisiert werden. Für die an diesem Abbau bereits bekannte vakuoläre Carboxypeptidase, die unter der Abspaltung von Glycin die Umsetzung des Glutathionkonjugates zu einem gamma-Glutamylcysteinyl-Konjugat katalysiert, konnte eine starke Glutathionabhängigkeit demonstriert werden. Die natürliche Funktion dieses Enzyms liegt offenbar ursprünglich im Abbau von Glutathion. Das entstandene gamma-Glutamylcysteinyl-Konjugat wird im weiteren von einer bislang unbekannten vakuolären Dipeptidase unter Freisetzung eines gamma-Glutamyl-Rests zu einem Cysteinyl-Konjugat umgesetzt. Diese erstmalig beschriebene Dipeptidase katalysiert darüber hinaus, ähnlich einer aus dem tierischen System bekannten gamma-Glutamyltranspeptidase, die Abspaltung des gamma-Glutamyl-Rests vom Glutathionkonjugat und damit die Bildung eines für Pflanzen bislang unbekannten Cysteinylglycin-Konjugates. Die Anwesenheit einer Dipeptidase in der Vakuole stellt somit eine sinnvolle Ergänzung zur Carboxypeptidase beim Abbau von Glutathionkonjugaten dar und schließt die Lücke in der Degradationskaskade.
«