Hochentwickelte Analysetools wie künstliche Intelligenz (KI) gewinnen im Bereich der Me-dizin zunehmend an Bedeutung und verändern allmählich die Gesundheitslandschaft. Medizinische KI-Anwendungen werden immer allgegenwärtiger und verbreiten sich zu-nehmend in Bereichen, die zuvor auf rein menschlicher Expertise basierten. Obwohl be-reits viel über die Leistungsfähigkeit von KI bekannt ist, sind die Reaktionen der Patienten in Hinblick auf die Einbindung von KI in den Pflegeprozess noch unklar. Diese Dissertati-on untersucht das Mitwirken der Verbraucher am KI-Wertschöpfungsprozess in zwei As-pekten: Generierung von Inputfaktoren und Ergebnisvalidierung.
Der erste Aspekt betrachtet die Rolle der Verbraucher als „Spender“ qualitativ hochwerti-ger Daten, die eine wichtige Grundlage für KI darstellen. Drei empirische Studien (Studie 1-3) untersuchen die Auswirkungen einer Datenanfrage zweier Gesundheitsorganisatio-nen (Universitätsklinikum vs. Pharmaunternehmen) zur Nutzung für KI-basierte For-schungszwecke auf die Bereitschaft von Konsumenten, ihre persönlichen Gesundheitsda-ten preiszugeben. Die Studien betrachten zwei Dimensionen der Bereitschaft zur Daten-herausgabe: die Neigung zur Offenlegung korrekter Informationen und die Neigung zur Verzerrung bzw. Falsifizierung persönlicher Informationen. Die Ergebnisse zeigten, dass Individuen der Informationsanfrage der Universitätskliniken eher altruistische Motive zu-schrieben, während Pharmaunternehmen als von egoistischen Motiven geprägt wahrge-nommen wurden. Die Befragten waren eher bereit Daten offenzulegen, wenn sie der An-sicht waren, dass die anfragende Organisation auf Basis altruistischer Motive handelt (d. h. Motive fungieren als Toröffner). Auf der anderen Seite schützen Einzelpersonen ihre Daten, indem sie tendenziell falsche Informationen bereitstellen, sofern sie egoistische Motive als Haupttreiber für die Organisation vermuten, die ihre Daten anfordert (d. h. die Motive fungieren als Instrument zum Schutze der Privatsphäre). Des Weiteren werden die-se beiden indirekten Wege der Bereitstellung persönlicher Informationen von zwei Mode-ratoren beeinflusst – der Appell der Nachricht (Studie 2) und der Glaubwürdigkeit des Nachrichten-Endorsers (Studie 3). Die Ergebnisse der drei empirischen Studien ergänzen die Theorie des Kommunikationsdatenschutzmanagements sowie die Attributionstheorie, indem sie motivbasierte Wege zur Freigabe korrekter persönlicher Gesundheitsdaten auf-zeigen. Im Vergleich zu gemeinnützigen Organisationen wird gewinnorientierten Organi-sationen empfohlen, den Appell ihrer Nachrichten an die Ziele der Organisationen anzu-passen und Personen mit hoher Glaubwürdigkeit einzusetzen, die die Nachricht unter-stützen, um die inhärenten Nachteile der Motivwahrnehmung zu verringern.
Um die Rolle der Verbraucher als Weichensteller für die Implementierung von KI im Ge-sundheitswesen zu betrachten, wurde in einer vierten Studie die Wahrscheinlichkeit un-tersucht, dass Patienten einer medizinischen Empfehlung folgen (Patientencompliance) in Abhängigkeit vom Grad der Nutzung von KI im Diagnoseprozess. In Anbetracht einer schweren (im Vergleich zu einer weniger schweren) Erkrankung befolgten Personen eher die Empfehlung eines Arztes (mit oder ohne KI-Unterstützung) als die eines vollautomati-schen KI-Tools, welches den Arzt vollständig ersetzt. Zwei Pfade verstärkten die Absicht, sich an die Empfehlung zu halten: Wenn ein Arzt (im Vergleich zur automatisierten KI) die Beurteilung durchführt, ist die empfundene soziale Präsenz hoch, was wiederum die Compliance erhöht. Wenn eine KI die Diagnose erstellt (im Vergleich zum Arzt), ist die wahrgenommene Innovationskraft hoch, was ebenfalls die Compliance erhöht. Bei Ärzten, die KI im Diagnoseprozess einsetzen, nimmt die wahrgenommene Innovationskraft zu und die soziale Präsenz nimmt nicht ab. Die Kombination von KI mit einem Arzt in der medizinischen Diagnose führt zu einer höheren Compliance als eine KI allein.
«
Hochentwickelte Analysetools wie künstliche Intelligenz (KI) gewinnen im Bereich der Me-dizin zunehmend an Bedeutung und verändern allmählich die Gesundheitslandschaft. Medizinische KI-Anwendungen werden immer allgegenwärtiger und verbreiten sich zu-nehmend in Bereichen, die zuvor auf rein menschlicher Expertise basierten. Obwohl be-reits viel über die Leistungsfähigkeit von KI bekannt ist, sind die Reaktionen der Patienten in Hinblick auf die Einbindung von KI in den Pflegeprozess noch unklar....
»