In Deutschland steht mit der Warenterminbörse Hannover (WTB) seit 1998 ein Instrument für das Management von Preisrisiken zur Verfügung. Die vorliegende Arbeit untersucht in einem grundlagenorientierten ersten Teil das risikopolitische Potential von Warentermingeschäften zum Management von Preisrisiken unterschiedlicher Fristigkeit, wobei mit einem Kontrakt auf Schlachtschweine ein nicht lagerfähiges Produkt im Mittelpunkt der Betrachtungen steht. In einem anwendungsorientierten zweiten Teil folgt die Konzeption eines Entscheidungsunterstützungssystems zur Durchführung von Warentermingeschäften in der landwirtschaftlichen Praxis. Der Darstellung der mikro- und makroökonomischen Rahmenbedingungen am Schlachtschweinemarkt folgt zunächst die Erläuterung wichtiger börsentheoretischer Zusammenhänge bei lagerfähigen und nicht lagerfähigen Agrarprodukten. Dabei liefern die "Theory of Storage" und das Konzept des "Price of Feedlot Services" wichtige Erkenntnisse zum Verständnis der je nach Lagereignung unterschiedlichen Preisbildungsmechanismen. Die empirische Untersuchung der Informationseffizienz des an der Terminbörse von Amsterdam (AEX) gehandelten Schlachtschweinekontraktes über einen Zeitraum von 10 Jahren offenbart die hohe Prognoseeffizienz der Terminkurse als Prädiktor zukünftiger Kassapreise. Eine regressionsanalytische Untersuchung bestätigt die "Forward Pricing Function" der Terminpreise für Schlachtschweine, was die individuelle Informationslage des Unternehmers zum Einstallungszeitpunkt spürbar verbessert. Die folgende Untersuchung der Markteffizienz, die auf die Ursachen möglicher Abweichungen schließt, ergibt ein gemischtes Bild. Die Hypothese der schwachen Markteffizienz, wonach die Terminpreise während der Kontraktlaufzeit einem "Random Walk" folgen, kann nicht abgelehnt werden. Hingegen wird die Hypothese der mittelstarken Markteffizienz, wonach die Terminkurse stets alle öffentlich verfügbaren Informationen reflektieren, mit Hilfe eines ARIMA-Modells auf Zeitreihenbasis widerlegt. Die sogenannte Portfolioselektion stellt das Rüstzeug zur Ermittlung des theoretischen Risikoreduzierungspotentials von Warentermingeschäften zur Verringerung des kurzfristigen Preisänderungsrisikos zur Verfügung. Die Herleitung ex post ermittelter Portfolios, bei denen sowohl Risiko- als auch Ertragskriterien berücksichtigt werden, bestätigt das erhebliche Potential von Warentermingeschäften zur Minimierung bzw. Optimierung des Preisänderungsrisikos. Da der landwirtschaftliche Unternehmer in erster Linie an gleichmäßigen Gewinnbeiträgen aus der Schweinemast und erst in zweiter Linie an der Reduzierung des kurzfristigen Preisänderungsrisikos interessiert ist, erfolgt anschließend die Entwicklung, empirische Simulation und Bewertung verschiedener Routine-, Portfolio- und Signalstrategien auf Basis von Terminkontrakten und Optionen. Die Bewertung der einzelnen Strategien erfolgt unter Ertrags- und Risikogesichtspunkten, wobei sich die Effizienzkriterien "Deckungsbeitrag" und "Standardabweichung der Deckungsbeiträge" aufgrund einer unter der Programmiersprache Visual Basic for Applications (VBA) konzipierten Absicherungssimulation über einen Zeitraum von 10 Jahren ergeben. Da die Komplexität der Terminmarktmechanismen für den landwirtschaftlichen Unternehmer eine hohe Marktzutrittsbarriere bedeuten, erfolgt abschließend die Konzeption und Programmierung eines internetbasierten Entscheidungsunterstützungssystems zur Durchführung von Warentermingeschäften. Nach Vorwahl einer entsprechenden Absicherungsstrategie liefert das System je nach aktueller Datenlage vollautomatisch Statusinformationen und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung entsprechender Handelsaktivitäten.
«
In Deutschland steht mit der Warenterminbörse Hannover (WTB) seit 1998 ein Instrument für das Management von Preisrisiken zur Verfügung. Die vorliegende Arbeit untersucht in einem grundlagenorientierten ersten Teil das risikopolitische Potential von Warentermingeschäften zum Management von Preisrisiken unterschiedlicher Fristigkeit, wobei mit einem Kontrakt auf Schlachtschweine ein nicht lagerfähiges Produkt im Mittelpunkt der Betrachtungen steht. In einem anwendungsorientierten zweiten Teil fol...
»