Die zunehmende Verschärfung von Auflagen zum Nachweis der Umweltverträglichkeit von Fremdstoffen bringt eine zunehmende Nachfrage nach Untersuchungen in aquatischen Systemen auf der Ebene der Populationen und Lebensgemeinschaften mit sich. Im regulatorischen Kontext stösst die Bewertung solcher Mikrokosmos- und Mesokosmos-Studien jedoch auf Schwierigkeiten, da Fragen zum optimalen Aufbau und zur Interpretation dieser komplexen Studien offen sind, die insbesondere die Unterscheidbarkeit von Effekten von der natürlichen Variabilität der untersuchten Populationen betreffen. Die vorliegende Untersuchung leistet einen Beitrag zur Klärung einiger dieser Fragen. Es stand eine Anlage aus insgesamt 28 Mikrokosmen in Stein (Syngenta AG, Schweiz) zur Verfügung. Zwölf dieser Teiche blieben unbehandelt, um die inhärente, zeitliche und räumliche Variabilität des Systems zu untersuchen. Die verbleibenden 16 Teiche wurden kontrollierten Störungen ausgesetzt, um den Einfluss natürlicher (Eintrag von Schwebstoffen, Beschattung, Turbulenz) oder xenobiotischer (Insektizid) Faktoren auf die inhärente Variabilität zu untersuchen, und natürliche Störungen mit solchen zu vergleichen, die auf die spezifische biologische Aktivität einer Modellsubstanz zurückzuführen sind. Zweck der Untersuchung war es insbesondere, einen Beitrag zur Optimierung der Planung solcher Studien zu leisten, indem Wege zur Minimierung möglicher Fehler aufgrund inhärenter Variabilität aufgezeigt werden. Der Einfluss der gewählten taxonomischen Auflösung der Daten auf deren statistische Auswertbarkeit wurde ebenfalls untersucht. Die inhärente Variabilität der untersuchten Mikrokosmen bewegte sich im Rahmen der Variabilität, die auch für natürliche Systeme berichtet wird, wobei die Varianz der beobachteten Populationsdichten eng mit deren Mittelwert korreliert war. Unter den angewandten nicht-metrischen, multivariaten statistischen Methoden erschien die Methode der Principal Response Curves (PRC) als besonders gut geeignet, Effekte auf Lebensgemeinschaften darzustellen, wobei allerdings die Sensitivität der Analyse stark von der Auswahl eines geeigneten Zeitrahmens abhing. Die natürliche Variabilität beeinflusste die Interpretierbarkeit der Ergebnisse stark, vor allem für Taxa, deren Abundanz unter 10 Individuen pro Liter lag und solchen, die in weniger als der Hälfte der entnommenen Proben gefunden wurden. Für Spezies mit Abundanzen in diesem kritischen Bereich, sollten spezifische Probenahme-Strategien angewendet werden, um statistisch zuverlässige Daten zu erhalten. Die Gruppierung von Daten aus einzelnen Probenahmen in grössere Zeitfenster hatte im vorliegenden Fall keinen Einfluss auf die Präzision der Analysen, könnte sich aber als sinnvoll erweisen, wenn häufigere Probenahmen verfügbar sind. Dagegen beeinflusste eine Gruppierung der Funde auf höherer taxonomischer Ebene die statistische Auswertung vor allem des Phytoplanktons erheblich. Die Betrachtung höherer taxonomischer Ebenen kann in manchen Fällen Veränderungen deutlich machen, die sonst unbeobachtet bleiben. Die kritische Betrachtung der Ergebnisse unter ökologischen Gesichtspunkten ist zur sinnvollen Interpretation statischer Mikrokosmen-Versuche unabdingbar, da saisonale und sekundäre Veränderungen auftreten. Zur endgültigen Bestimmung ökologisch verträglicher Eintragsgrenzen kann es notwendig werden, in einem Nachfolge-Experiment auch moderate Re-inokulationen zu untersuchen.
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Die zunehmende Verschärfung von Auflagen zum Nachweis der Umweltverträglichkeit von Fremdstoffen bringt eine zunehmende Nachfrage nach Untersuchungen in aquatischen Systemen auf der Ebene der Populationen und Lebensgemeinschaften mit sich. Im regulatorischen Kontext stösst die Bewertung solcher Mikrokosmos- und Mesokosmos-Studien jedoch auf Schwierigkeiten, da Fragen zum optimalen Aufbau und zur Interpretation dieser komplexen Studien offen sind, die insbesondere die Unterscheidbarkeit von Effek...
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