Abstract:
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Flavonoidzufuhr und die Flavonoidkonzentrationen im Nüchternplasma sowie postprandial für verschiedene Personengruppen bestimmt. Zunächst wurde eine Flavonoid-Datenbank aus Literaturangaben zum Flavonoidgehalt von Lebensmitteln erstellt. Für ein bayerisches Teilkollektiv (n = 119) der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) konnte so die Flavonoidzufuhr berechnet werden. Die mittlere tägliche Zufuhr der Flavonoide betrug 48,5 mg (Median), wobei die Streubreite der Einzelwerte sehr hoch war. Den größten Anteil stellten Flavonole (11,6 mg/d), Catechine (8,3 mg/d) und Flavanone (8,1 mg/d). Die Lebensmittelgruppe Obst/-säfte (v.a. Citrusfrüchte, Äpfel) war die wichtigste Flavonoidquelle, sowie Zwiebeln für die Untergruppe der Flavonole. Die mittlere Flavonolzufuhr im untersuchten Kollektiv war mit 12,6 mg/d (Mean) deutlich niedriger als in niederländischen, englischen und amerikanischen Kollektiven (20 - 26 mg/d), aber höher als in finnischen Untersuchungen (4 - 8 mg/d). Die Korrelation zwischen der Konzentration von Quercetin, Kämpferol, Naringenin und Hesperetin im Nüchternplasma und der Flavonoidzufuhr wurde bei einem Kollektiv von Studentinnen (n = 48) untersucht. Die Flavonoidzufuhr wurde anhand von 7-d-Ernährungsprotokollen und der oben genannten Flavonoiddatenbank bestimmt, die Plasmakonzentrationen der Flavonoide mittels HPLC. Es zeigte sich eine hohe Gesamtflavonoid-Zufuhr (87,7 mg/d, Median), mit Zwiebeln, Tee und Äpfeln sowie Citrusfrüchte als wichtigste Flavonoidquellen. Die mittleren Konzentrationen der vier Flavonoide im Nüchternplasma lagen zwischen 8,2 nmol/l und 22,9 nmol/l. Für alle untersuchten Flavonoide wurden signifikante Korrelationen (r = 0,30 - 0,46; p<0,05) zwischen der mittleren Zufuhr (7 d) und den Plasmakonzentrationen berechnet. Aufgrund bekanntermaßen kurzer Eliminationshalbwertszeiten einiger Flavonoide (< 28 h) wurde auch die Zufuhr am Tag vor der Blutabnahme berücksichtig. Hier ergaben sich deutlich höhere Korrelationen zu den Plasmakonzentrationen (r = 0,42 - 0,64; p<0,05). Die Konzentrationen von Flavonoiden im Nüchternplasma zeigten sich also als geeignete Biomarker für ihre mittelfristige Zufuhr und als gute Biomarker für ihre kurzfristige Zufuhr. Die Flavonoidkonzentration im Plasma vor und nach dem Verzehr einer gemischten Testmahlzeit (Brokkoli, Zwiebeln, Orangensaft: 108 mg Flavonoide) wurde bei fünf Personen untersucht. Quercetin konnte bereits sehr früh (1-3 h) in hohen Konzentrationen (341,3 nmol/l, Mean) im Plasma nachgewiesen werden, was auf eine Absorption im oberen Dünndarm, nach Abspaltung der Glucoside durch körpereigene Enzyme, schließen lässt. Die hohen Isorhamnetinkonzentrationen bei niedriger Zufuhrmenge deuten auf eine enzymatische Umsetzung von Quercetin zu Isorhamnetin hin. Die Maxima von Naringenin (139,2 nmol/l) und Hesperetin (280,6 nmol/l) traten erst nach 5-7 h auf, möglicherweise wegen einer Absorption im Dickdarm nach Abspaltung des Glycosids (Rutinose) durch die Enzymaktivität der Darmbakterien. In der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden, dass mit der Nahrung neben Flavonolen auch andere Flavonoidgruppen in beträchtlicher Menge zugeführt werden. Die Plasmakonzentrationen der Flavonoide zeigten sich als mögliche Biomarker der Flavonoidzufuhr, die in künftigen epidemiologischen Studien eingesetzt werden könnten.