In dieser Arbeit sollten die bakteriologischen Verhältnisse im ungereinigten Melkroboter (AM) nach normalem Dauerbetrieb dokumentiert werden.
Die Keimzahlen der Sammelmilch zeigen, daß grundsätzlich mit einem korrekt abgestimmten AM Qualitätsmilch an der technisch unvermeidbaren Schwelle von 10.000 K/ml produziert werden kann. Die Schwankungen in den Monaten August und September lassen den Einfluß von Störungen bzw. Benutzerfehlern erkennen. Diese spiegeln sich im Verlauf der Oberflächenbelastung der Milchleitung und Melkbecher wieder. Die Werte im Leitungssystem liegen normalerweise ca. eine Zehnerpotenz unter denen der Zitzengummi. Aufgrund des veränderten Melkablaufs hat zusätzlicher Schmutzeintrag in die Milchleitung stärkere Auswirkungen als bei konventionellen Systemen.
Die stärkste Verschmutzung fand sich an den Stoffüberzügen der Euterreinigung. Hier ist ein täglicher Wechsel anzustreben. Damit kommt man in Bereiche zwischen 107 KbE/cm2 und 108 KbE/ cm2. Eine Verbesserung auf 105 KbE/cm2 - 106 KbE/cm2 ist durch einen Wechsel auf Hartplastikbürsten möglich.
Vereinfacht liegen die bakteriologischen Verhältnisse während des Betriebs des AM bei: • 105 KbE/cm2 - 106 KbE/cm2 an der Euterreinigung (Bürsten), • 104 KbE/cm2 – 105 KbE/cm2 im Melkbecher, • 103 KbE/cm2 – 104 KbE/cm2 in der Milchleitung.
Mit diesen Faustzahlen und den Abmessungen der Anlage läßt sich der absolute Keimeintrag in die Sammelmilch an den verschiedenen Punkten abschätzen. Durch das Tankfassungsvermögen im Bereich von 1.500 l macht sich ein Verdünnungseffekt bemerkbar, so daß in der Sammelmilch Keimzahlen im 10.000er Bereich gemessen wurden.
Entsprechend zeigte eine Untersuchung an einem Praxisbetrieb, daß weniger die Oberflächen, sondern v.a. stehende Flüssigkeitsreste die Quellen für ein massives Keimwachstum darstellen. Dies bestätigte sich auch in den Modellversuchen. So spielt neben der Höhe der Kontamination auch die Zeitspanne ohne massive Änderungen der Verhältnisse ein große Rolle.
Ein maßgeblicher Einflußfaktor ist daher die bauliche Gesamtkonstruktion der Melkanlage. Gerade beim Weiterpumpen der Einzelgemelke dürfen keine Rückflüsse möglich sein.
Damit wird deutlich, daß bei jedem AM auf die speziellen örtlichen Verhältnisse eingegangen werden muß. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine gründliche Schulung und Einweisung des Landwirts im System. So lassen sich Fehlfunktionen durch aufmerksame Beobachtung im Betrieb und präventive Maßnahmen vermeiden.
Schon allein wegen der besseren Absicherung bei Streitfällen ist in der lebensmittelverarbeitenden Industrie eine Überwachung nach dem HACCP-Prinzip üblich (Hazard Analysis and Critical Control Point). Die großen Vorteile des AM, die vielfältigen Überwachungsmöglichkeiten und die "standardisierten" Bedingungen bei der Milchgewinnung, können in Verbindung mit einer entsprechenden Qualitätssicherung zu einer weiteren Verbesserung des Produkts "Rohmilch" genutzt werden.
Nachdem heute die meisten Betriebe eine Milchqualität in der Nähe der technisch unvermeidbaren Keimzahlgrenze erreichen, bietet sich nun die Möglichkeit den S-Klasse-Zuschlag weiter anzupassen. So könnte er als Anreiz für eine regelmäßige Untersuchung der Anlage verwendet werden.
Dieser "TÜV" könnte eine Floraanalyse umfassen, bei der beispielsweise gezielt auf pathogene Keime wie Lysteria moncytogenes oder Produktverderber wie Bacillus weihenstephanensis differenziert wird. Kombiniert mit einer Beratung wird somit auch der Erzeuger in ein präventives Hygienemonitoring eingebunden.
Das AM nimmt dem Benutzer neben der Zeitbindung die schwere körperliche Arbeit ab. Es fordert vom ihm stattdessen verschiedenste Prüf- und Überwachungsarbeiten, da vielfältigste Einflußmöglichkeiten auf das Produkt gegeben sind.
Mit dieser neuen Technik und ihren standardisierten Abläufen kann nun auch der Milcherzeuger in ein durchgehendes Qualitätssicherungskonzept eingebunden werden. Hierbei sollte auch über neue Beurteilungskriterien nachgedacht werden.
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In dieser Arbeit sollten die bakteriologischen Verhältnisse im ungereinigten Melkroboter (AM) nach normalem Dauerbetrieb dokumentiert werden.
Die Keimzahlen der Sammelmilch zeigen, daß grundsätzlich mit einem korrekt abgestimmten AM Qualitätsmilch an der technisch unvermeidbaren Schwelle von 10.000 K/ml produziert werden kann. Die Schwankungen in den Monaten August und September lassen den Einfluß von Störungen bzw. Benutzerfehlern erkennen. Diese spiegeln sich im Verlauf der Oberflächenbelast...
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