In der vorliegenden Untersuchung wurden drei maschinelle Stimulationsvarianten - 60 s Vibrationspulsation, 60 s Druckluftpulsation bzw. Intervall-Druckluftpulsation - mit der herkömmlich für optimal angesehenen 60 s Handstimulation hinsichtlich der Milchhergabe und Ocytocinfreisetzung verglichen.
Die einminütige maschinelle "Vibrationspulsation" stimulierte die Zitzen, indem der Pulsator bei ca. 300 Zyklen/min das Zitzengummi in fast geschlossenem Zustand vibrieren ließ. Das anschließende Hauptmelken erfolgte analog zur "Handstimulation" (Euterreinigung, Vormelken, Abtrocknen, Scheinmelkgriffe) mit 60 Zyklen/min und 70 v. H. Saugphase. Um den Massagedruck des Zitzengummis während der Entlastungsphase zur Erzielung von Stimulationseffekten zu verstärken, wurden bei der „Druckluftpulsation" unmittelbar nach dem Ansetzen des Melkzeuges zeitgesteuert (1 min) und zyklisch 50 kPa Druckluft über den Pulsator der Melkmaschine in den Pulsraum eingeleitet. Eine neuere Stimulationsvariante mit Druckluft - die "Intervall-Druckluftpulsation" - applizierte nicht konzentriert vor dem Melken oder zu Melkbeginn, sondern intervallmäßig in der Entlastungsphase je 5 s Druckluft (50 kPa), gefolgt von 10 s atmosphärischer Luft im Wechsel mit Vakuum während des gesamten Melkprozesses. Die beiden Druckluftvarianten arbeiteten verfahrensspezifisch mit der Pulsierung von 50 Zyklen/min und 50 v. H. Saugphase. Das Melkvakuum blieb bei allen vier Stimulationsvarianten konstant bei 50 kPa Nennvakuum.
Jede der vier Behandlungsperioden setzte sich aus einer Eingewöhnungszeit von 9 Melkzeiten und dem anschließenden Hauptversuch von 7 Melkzeiten zusammen. Beim letzteren wurden neben den regelmäßigen Aufzeichnungen der Milchflußkurven auch die Blutproben für die radioimmunologische Bestimmung des Ocytocins und der Fettgehalt erfaßt. Die Ergebnisse stammen von 5 Braunviehkühen, die sich im mittleren Laktationsstadium befanden. Das Leistungsniveau der Tiere lag etwas über 10 kg je Kuh und Melkzeit bei einer Abweichung von ca. ± 1 kg.
Im Maschinengesamtgemelk, dessen Fettgehalt wie auch im Maschinenhauptgemelk wiesen - wie im Kurzzeit-Versuch zu erwarten - die vier Behandlungen nur unbedeutende Unterschiede auf. Das Maschinennachgemelk und der Arbeitsaufwand hierfür waren durch einige schwermelkende Kühe bei allen Stimulationsvarianten untypisch hoch ausgefallen. Somit scheint die Betrachtung des arbeitswirtschaftlich außerordentlich wichtigen Nachgemelkverhaltens für das vorliegende Material nicht angebracht.
Die kürzeste Gesamtgemelk- bzw. Hauptgemelkzeit verzeichnete die Vibrationspulsation, die sogar geringfügig schneller als die Handstimulation und signifikant kürzer als die Druckluftpulsation melkte. Die weitaus längste Zeit benötigte das Melkzeug mit intervallmäßiger Druckluftpulsation.
Von den vorgenannten Mengen- und Zeitmerkmalen leitet sich insbesondere das durchschnittliche Minutenhauptgemelk ab, worin zwischen allen Behandlungen signifikante Unterschiede auftraten. Da dieses Merkmal unabhängig vom nicht repräsentativen Nachgemelkverhalten errechnet wird, besitzt es eine relativ große Bedeutung in der vorliegenden Arbeit. Hierbei erreichte - um Pulsationsunterschiede korrigiert - die Vibrationspulsation einen um 17 v. H. bzw. die Handstimulation einen um 8 v. H. höheren Wert als die Druckluftpulsation. Den geringsten Milchfluß in der Hauptgemelkphase hatte die Intervall-Druckluftpulsation, der sogar um 21,5 v. H. niedriger als bei der Druckluftpulsation war.
Beim durchschnittlichen Minutengemelk sowie höchsten Milchfluß wiesen Handstimulation und Vibrationspulsation ziemlich gleichwertige Ergebnisse auf, denen mit deutlicher Verschlechterung die Druckluftpulsation und letztlich die Intervall-Druckluftpulsation folgten. Die Zeit bis zum Erreichen des höchsten Milchflusses brachte bei Vibrations- und Druckluftpulsation nahezu dieselben Werte, wogegen die Handstimulation vergleichsweise weniger bzw. die Intervall-Druckluftpulsation mehr Zeit beanspruchte.
Die radioimmunologische Bestimmung des Ocytocins vor Beginn der Stimulation ließ in keinem Fall auf bedingt reflektorische Ocytocinfreisetzungen schließen: erst nach Verabreichung manueller bzw. maschineller Zitzenstimulation und dem einsetzenden Milchfluß fanden beträchtliche Erhöhungen der niedrigen Basiswerte (1 bis 2 pg/ml) statt. Den durchschnittlich steilsten Ocytocinanstieg verzeichnete die Handstimulation, der jedoch maßgeblich von den sehr hohen Konzentrationen einer Kuh beeinflußt war. Ohne Berücksichtigung dieser sensiblen Kuh bei der Handstimulation ergaben sich analog zur Vibrations- bzw. Druckluftpulsation zu Beginn des Hauptmelkens 15 bis 17,5 pg/ml Ocytocin im Plasma. Dieselbe Ocytocinkonzentration erreichte die Intervall-Druckluftpulsation, nur war der Anstieg aufgrund der unterlassenen Vorstimulation um eine Minute verspätet, was sich entsprechend ungünstig auf das Milchhergabeverhalten auswirkte. Innerhalb und zwischen den Tieren war ein regelmäßiger, aber unterschiedlich starker Ocytocinanstieg während. der Stimulationsphase bzw. zu Melkbeginn festzustellen. Offensichtlich bewirkt das Überschreiten eines tierindividuellen und möglicherweise jeweils verschiedenen Schwellenwertes den Ablauf der Milchejektion. Im Vergleich zur hohen Reproduzierbarkeit der Milchflußkurven je Kuh sowie Behandlung und Melkzeit streuten die dazugehörigen Ocytocinprofile relativ stark.
Obwohl eine beachtliche Ocytocinfreisetzung in der maschinellen Stimulationsphase stattfand, wurde bei leichtmelkenden Jungkühen häufig die Zisternenmilch abgemolken. Demnach war die Melkkraft zu Beginn der Druckluft- bzw. Intervall-Druckluftpulsation so groß, daß noch vor der Wirkung des Ocytocins - dem Einschießen der Alveolarmilch - der Milchfluß den unerwünschten Einbruch (bimodalen Verlauf) zeigte. Seltener ereignete sich dieser Vorgang bei der Vibrationspulsation, da die "schwebende" Bewegung des Zitzengummis ein normales Melken verhinderte.
Je nach Beschaffenheit der Zitzen traten unterschiedliche Auswirkungen der maschinellen Stimulationsvarianten hervor; die kurzen dünnen Zitzen der leichtmelkenden Jungkühe wurden zwar weniger kräftig vom Zitzengummi massiert, jedoch entzog ihnen das möglicherweise zusätzlich stimulierende Melkvakuum zügig die Milch. Die meist älteren Kühe mit langen dicken Zitzen sperrten dagegen die Milchhergabe während der Druckluftphase. Eine längere intervallmäßige Anwendung von Druckluft unterdrückte den Milchfluß, führte zu längeren Melkzeiten, erschwerte das Maschinennachgemelk und deformierte die Zitzen oval.
Die Kontrolle des Ausmelkgrades anhand des Residualmilchanteils und dessen Fettgehalt erbrachte keine signifikanten Unterschiede zwischen den vier Behandlungen, was vermutlich auf den relativ kurzen Zeitraum in Verbindung mit nur einmaliger Probeentnahme zurückzuführen ist.
Insgesamt zeigen die durchgeführten Versuche, daß eine vollwertige maschinelle Vorstimulation auf in das Melkzeug integriertem Wege zu erreichen ist. Diese Aussage trifft insbesondere auf das Verfahren der Vibrationspulsation zu, und gilt hinsichtlich der Ocytocinfreisetzung auch teilweise für die Druckluftpulsation. Demgegenüber erscheint die Intervall-Druckluftpulsation deutlich unterlegen.
Weitere Versuche sollten durchgeführt werden, um die Langzeitwirkungen der Verfahren zu Überprüfen, wobei auch Kriterien wie „Zitzenkondition“ und „Leistungsverhalten“ mit in die Betrachtungen einzubeziehen sind. Ebenso ist die Frage der mechanischen Stimulierbarkeit kleiner Zitzen bei guter Melkzeughaftung sicherzustellen.
«
In der vorliegenden Untersuchung wurden drei maschinelle Stimulationsvarianten - 60 s Vibrationspulsation, 60 s Druckluftpulsation bzw. Intervall-Druckluftpulsation - mit der herkömmlich für optimal angesehenen 60 s Handstimulation hinsichtlich der Milchhergabe und Ocytocinfreisetzung verglichen.
Die einminütige maschinelle "Vibrationspulsation" stimulierte die Zitzen, indem der Pulsator bei ca. 300 Zyklen/min das Zitzengummi in fast geschlossenem Zustand vibrieren ließ. Das anschließende Haupt...
»