Das Ziel der vorliegenden Studie war es, Maßnahmen ausfindig zu machen, die einer weiteren Entwicklung des britischen Marktes für alternative oder "biologische" Produkte dienen könnten. Hierzu wurde zunächst alleine der als weiter entwickelt betrachtete deutsche Markt untersucht, sowie im folgenden die in beiden Ländern herrschenden Einflußfaktoren, welche die Entwicklung der Märkte bestimmen, vergleichend analysiert.
Die der Studie zugrundeliegenden Informationen wurden über das Studium von Publikationen verschiedensten Ursprungs erhalten; daneben wurden Läden inspiziert sowie Interviews mit ihren Geschäftsführern angestellt.
Alternativ wirtschaftende Landwirte in der Bundesrepublik sind verschiedenen Verbänden angeschlossen, die hauptsächlich mit Aufgaben der Anbauberatung und Vermarktung betraut sind. 1988 wurde ein Dachverband gegründet, um gemeinsame Ziele effektiver zu verfolgen und ein einheitliches Produktsymbol zu schaffen. Die Nachfrage nach "biologisch" erzeugten Lebensmitteln ist hauptsächlich von gesundheitlichen Bedenken gegenüber Rückständen von Agrarchemikalien in konventionell erzeugten Produkten geprägt, aber auch das gestiegene generelle Umweltbewußtsein muß als ein wichtiger Bestimmungsgrund betrachtet werden. Käufer unterscheiden sich vom Rest der Bevölkerung durch ihren höheren Bildungsstand, während die Höhe des Einkommens eine weniger wichtige Rolle spielt als gemeinhin angenommen.
Konsumenten beziehen die Produkte entweder direkt von Bauern oder über Reformhäuser und "Grüne Läden", welche ihrerseits über Großhändler und Regionalverteiler versorgt werden. Der Verkauf in Supermärkten und Drogerieketten spielt eine untergeordnete Rolle und wird bisher eher testweise durchgeführt, wenn auch teilweise mit Produkten zweifelhaften Ursprungs. Die Qualität von Reformhauswaren ist nur teilweise durch Einhaltung von Anbaurichtlinien bestimmt denn über umfangreiche Analysen, welche die Grundlage der Verleihung des "Neuform" Symbols darstellen. Grüne Läden hingegen fühlen sich weit mehr der alternativen Landbewirtschaftung verbunden und sind bemüht, eine vollständige Palette dieser Produkte anzubieten. Hier sind auch solche nicht dem Lebensmittelbereich zugehörigen Waren erhältlich, die den Konsumvorstellungen des alternativen Kundenkreises entgegenkommen. Die Werbung für alternative Produkte ist weitgehend auf informative Leaflets beschränkt, die in Läden erhältlich sind; Publicity wird im selben Maße bereitgestellt, wie der umweltpolitische Problemkreis an Bedeutung gewinnt, direkt in Marketing engagierte Parteien nehmen hierauf jedoch wenig Einfluß.
Die vergleichende Betrachtung äußerer Einflüsse zeigt, daß von politischer Seite her in beiden Ländern kaum wirksame Impulse bestehen oder erwartet werden können. Von institutioneller Seite her zeichnen sich deutsche Verbände durch eine einheitlichere Politik aus, während in Großbritannien eine kaum zu vereinheitlichende Vielfalt von Zielsetzungen besteht. Umweltbewußtsein, Sorgen über gesundheitsschädigende Kontaminationen von Lebensmitteln sowie alternative Lebenseinstellungen spielen in Deutschland eine größere Rolle als in England. Alternativ wirtschaftende Landwirte in der Bundesrepublik erzielen eher höhere Preise als in Großbritannien, die Frage der Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu konventioneller Produktion wird jedoch hauptsächlich vom Geschick des Betriebsleiters bestimmt.
Die Konsumenten von alternativen Produkten lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen. Das ideologisch fixierte Segment lehnt Produkte konventioneller Landwirtschaft prinzipiell ab, ist jedoch in Großbritannien von geringer Bedeutung. Gesundheitsbewußte Konsumenten stellen das wichtigste Segment dar, ihr Wissensstand über den Unterschied zwischen verschiedenen Produkten, die mit "biologischen" Attributen werben, ist jedoch begrenzt. Das Segment der problembewußten Käufer bevorzugt bestimmte Produkte mit dem Hintergedanken, auf diese Weise einen positiven Beitrag zur Bewältigung von Problemen zu leisten, die als Mißstände empfunden werden.
Möglichkeiten zur Erhöhung des Marktanteils alternativ erzeugter Produkte in Großbritannien liegen vor allem darin, diese Waren auch in Supermärkten erhältlich zu machen. Bei Gemüse und Früchten ist hierzu die Akzeptanz anderer Qualitätsgesichtspunkte notwendig; daneben scheint ein genossenschaftlicher Zusammenschluß von alternativ wirtschaftenden Bauern am ehesten geeignet, die regelmäßige Belieferung mit diesen Produkten sicherzustellen. Lebensmittelkonserven bieten die Möglichkeit, auf "biologische" Produkte eingeschworene Konsumenten auch außerhalb der Saison mit einheimischer Ware zu versorgen, wobei Qualitätsprobleme kaum auftreten können.
Für Supermärkte empfiehlt es sich, diese Produkte zusammen mit Getreideerzeugnissen in gesonderten Abteilungen anzubieten, um die Unbedenklichkeit anderer Lebensmittel nicht in Frage zu stellen. Für das Bäckereigewerbe eröffnen "biologische" Waren die Chance einer Produktdifferenzierung, ohne daß wesentliche Aufpreise notwendig wären, weil die Kosten von Rohmaterialien nur eine untergeordnete Rolle spielen. Fleisch und Milchprodukte können kaum in größerem Rahmen vermarktet werden, jedoch bietet sich die Möglichkeit des Direktverkaufs vom Bauernhof oder der Gründung von Läden, die sich auf diese Produkte spezialisieren.
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Das Ziel der vorliegenden Studie war es, Maßnahmen ausfindig zu machen, die einer weiteren Entwicklung des britischen Marktes für alternative oder "biologische" Produkte dienen könnten. Hierzu wurde zunächst alleine der als weiter entwickelt betrachtete deutsche Markt untersucht, sowie im folgenden die in beiden Ländern herrschenden Einflußfaktoren, welche die Entwicklung der Märkte bestimmen, vergleichend analysiert.
Die der Studie zugrundeliegenden Informationen wurden über das Studium von Pu...
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