Abstract:
Die autonome kardiale diabetische Neuropathie (AKDNP) geht mit einer signifikant erhöhten kardiovaskulären Mortalität einher und stellt somit eine klinisch äußerst relevante Folgeerkrankung des Diabetes mellitus dar. Die im Hinblick auf eine optimale Präventionsstrategie diabetischer Folgeschäden so wichtige Frage, in wieweit die AKDNP bereits vor der Diabetesmanifestation in die Risikoeinschätzung einbezogen werden muss, ist bisher ungelöst. Im Rahmen der vorliegenden Studie untersuchten wir daher die Frage, ob bereits bei Personen mit gestörter Glucosetoleranz (IGT) oder neu diagnostiziertem Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) Veränderungen im Sinne einer AKDNP nachweisbar sind. In der vorgestellten prospektiven klinischen Studie wurde bei 337 erstgradigen Verwandten von Typ 2-Diabetikern 1997 bei 42 Personen anhand eines OGTTs eine IGT nachgewiesen. Diese Probanden wurden mit Hilfe des ProSciCard®-Analyzers hinsichtlich folgender Testvariablen untersucht: Herzfrequenzvariationskoeffizient in Ruhe (rvako) u. bei tiefer Respiration (trvako), root mean squared successive difference in Ruhe (rrmssd) u. bei tiefer Respiration (trrmssd), korrigierte QTc-Zeit in Ruhe, sowie Spektralanalyse in Ruhe (fb1,fb2,fb3). Nach 4 Jahren nahmen noch 33 Probanden an der Studie teil (m=14, w=19). Von diesen hatte 13 Personen (39,4%) einen DM2 entwickelt. Die definierten Variablen wurden erneut in beide Gruppen (persistierende IGT bzw. DM2) bestimmt und mit Hilfe des Mann-Whitney-Tests hinsichtlich statistisch signifikanter Unterschiede untersucht (Signifikantniveau:p<0,05). Eine beginnende AKDNP wurde definiert als das Vorliegen von ein oder zwei pathologisch veränderten Variablen. Bei drei oder mehr pathologischen Variablen lag eine bereits manifeste AKDNP vor. Als pathologisch wurde eine Variable bezeichnet, wenn sie außerhalb des definierten altersbezogenen Normbereichs lag. Bereits zum Ausgangzeitpunkt 1997 unterschieden sich beide Gruppen statistisch signifikant hinsichtlich Nüchtern-Blutzucker (IGT: 106±11,1mg/dl vs DM2 118± 15,5mg/dl, p=0,02) und HbA1c (IGT:5,5±0,4 vs DM2 5,9±0,5, p=0,04). In Bezug auf eine beginnende AKDNP lässt sich nach einem Beobachtungszeitraum von 4 Jahren kein relevanter Unterschied zwischen beiden Gruppen feststellen. (IGT:1/20,5%; DM2:1/13, 7,7%). Eine manifeste AKDNP ist bei Personen mit persistierender IGT auch nach 4 Jahren nicht nachweisbar. Bei Personen mit neu diagnostiziertem DM2 ist eine manifeste AKDNP in 23,1% (3/13) der Fälle nachweisbar. (p=0,027). Die vorliegenden Daten stellen die ernorme Bedeutung eines frühzeitigen Screenings von Risikopatienten hinsichtlich IGT und DM2 heraus, vor allem im Hinblick auf eine effektive Prävention der AKDNP bereits vor der Manifestation des DM2. Daraus ist abzuleiten, dass eine frühzeitige Senkung bzw. Normalisierung erhöhter Blutzuckerwerte in den altersbezogenen Zielbereich zwingend ist, um die Entwicklung diabetesbedingter Folgeschäden wie auch der AKDNP erfolgreich verhindern oder zumindest in der Progression hemmen zu können.