Wegen gestiegener Preise für Mineraldünger gewinnt der wirtschaftseigene Dünger wieder zunehmend an Bedeutung. Für die Ausbringung dieses wirtschaftseigenen Düngers stellt das Tankwagenverfahren für Flüssigmist das in der Praxis derzeit übliche Verfahren dar. Allerdings kann hierbei der Düngerwert der Gülle oftmals nicht ausreichend genutzt werden (Bodenbelastungen und nicht termingerechte Ausbringung als Problem). Zur Lösung dieser Probleme werden deshalb von der Landmaschinenindustrie zwei Alternativen angeboten: Aufbauregner für Tankwagen (mit Wurfweiten bis ca. 40 m) und Flüssigmistverregnungsanlagen mit Schlaucheinzug (Arbeitsbreite bis 70 m; Arbeitslänge bis zu 400 m).
Die vorliegende Arbeit soll durch Gegenüberstellung des Arbeitszeit- und Kapitalbedarfs für die konventionelle Flüssigmistausbringung mit Tankwagen (Arbeitsbreite ca. 10 m), für die Tankwagenausbringung mit den neuen Verteileinrichtungen (Arbeitsbreite bis 40 m) und für die Flüssigmistverregnung mit Einzugsregneranlagen einen Beitrag zur Bewertung dieser Verfahren liefern.
In der bisher veröffentlichten Literatur fehlte ein Arbeitszeitmodell zur Flüssigmistverregnung, so daß dieses für die Kalkulationen erst entwickelt werden mußte. Die vorhandenen Tankwagenmodelle wurden, um einen Vergleich mit der Flüssigmistverregnung zu ermöglichen, erweitert.
Zur ordnungsgemäßen und störungsfreien Verregnung von Flüssigmist ist es notwendig, daß die Feststoffteile abgetrennt werden oder ein Feststoffabbau durch Belüftung der Gülle erfolgt ist.
Die Ergebnisse der Modellkalkulationen und der Vergleiche der Arbeitszeitbedarfswerte lassen sich in den folgenden Punkten zusammenfassen:
1.) Mit 1,0 bis 1,3 AKh/ha liegt die Flüssigmistverregnung mit Einzugsregneranlagen (Gülletransport durch eine bewegliche Sohnellkupplerrohrleitung) für in der Bundesrepublik durchschnittliche Schlaggrößen, einer Feldentfernung von 100 m und einer Ausbringdichte von 30 m3/ha im Bereich des Arbeitszeitbedarfs für die Tankwagenausbringung von Gülle mit einem 8 m3 Tankwagen (1,01 AKh je Hektar).
2.) Je geringer die Feldgröße, umso stärker sinkt die arbeitswirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Verregnungsanlagen gegenüber der Tankwagenausbringung von Gülle mit großen Tankwagen. Auch mit steigender Feldentfernung nimmt der Arbeitszeitbedarf für die Gülleverregnung stärker zu als der für die Ausbringung mit großen Tankwagen.
3.) Arbeitszeiteinsparungen für die Fälle, daß die Flüssigmistverregnung der Tankwagenausbringung in Bezug auf den Arbeitszeitbedarf unterlegen ist, bieten sich an durch den Bau von festverlegten Rohrleitungen zu den einzelnen Schlägen. Die Zeitersparnis ist abhängig von der Feldgröße, liegt aber im Bereich der durchschnittlichen Schlaggrößen in der Bundesrepublik bei etwa 17 % (100 m Feldentfernung) bis zu 50 % (1 km Feldentfernung). Der Kapitalbedarf beträgt für jeden Kilometer festverlegter Rohrleitung bis zu 40.000,- DM.
4.) Weitere Einsparungen sind durch den Einsatz vollautomatischer Anlagen möglich (Kapitalbedarf: 6.000,- DM bis 7.000,- DM zusätzlich zur Verregnungsanlage). Durch eine Kombination von Vollautomatisierung der Anlage und dem Bau einer festverlegten Rohrleitung zum Feld lassen sich bis zu 80 % des Arbeitszeitbedarfs einsparen.
5.) Das Verregnungsverfahren mit Gülletransport mit einem Tankwagen zur Regnerhaspel ist mit der derzeitigen technischen Ausrüstung der Anlagen abzulehnen, da keine befriedigende Längsverteilung der Gülle erzielt werden kann.
6.) Der kontinuierliche Gülletransport zur Regnerhaspel mit mindestens zwei Transporttankwagen ist demgegenüber vorzuziehen, auch wenn in den meisten Fällen (Schlaggrößen) für dieses Verfahren mit einem höheren Arbeitszeitbedarf als für die anderen Gülleverregnungsverfahren gerechnet werden muß.
7.) Durch Aufbauregner für Tankwagen, die eine Alternative zur Verregnung von Flüssigmist mit Einzugsregnern darstellen sollen, kann zwar die Gesamtfahrstrecke auf dem Schlag (Ausbringdichte konstant) verringert werden, nicht jedoch der Arbeitszeitbedarf.
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