Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Kälberaufzucht nach dem Kalttränkeverfahren. Dieses ist charakterisiert durch die ad libitum Verabreichung einer Tränke, deren Temperatur der Stalltemperatur entspricht und mit Ameisensäure als Konservierungsmittel im voraus für drei Tage zubereitet werden kann.
Die niedrige Temperatur in Verbindung mit dem Säurezusatz verringert die pro Mahlzeit aufgenommene Tränkemenge. Dies führt trotz ad libitum Fütterung zur häufigeren Aufnahme kleinerer Tränkeportionen.
Die Aufzucht lehnt sich stark an die herkömmliche Frühentwöhnungsmethode an. Ein fertiger Tränkeplan für die Aufzucht muß nicht erstellt werden. Eine erhöhte und sorgfältige Kontrolle der Kälber ist unbedingt notwendig, dies trifft insbesondere für die kritische Phase der Allgewöhnung an die Kalttränke zu. Schwierigkeiten sind in dieser Phase bei älteren Zukaufskälbern zu erwarten, besonders wenn sie vorher warm getränkt wurden. Sind die Kälber an die Kalttränke gewöhnt, so verläuft die Aufzucht in der Regel unproblematisch. Der Übergang auf feste Futteraufnahme von Kraftfutter und Wirtschaftsfutter geht reibungslos vor sich.
Als positive Nebenwirkung der Ameisensäure ist ihre bakterizide Wirkung zu nennen, die Coliinfektionen in ihrer Häufigkeit zu vermindern scheint. Davon profitieren besonders Problembetriebe, deren Bestände mit resistenten Coli-Stämmen verseucht sind und jede medikamentöse Behandlung erfolglos ist.
Das erhöhte Infektionsrisiko bei der Gruppenhaltung, das zu einer Abkehr der herkömmlichen Warm-Tränkeautomaten geführt hat, dürfte auch durch die bakterizide Wirkung der Sauertränke nicht beseitigt sein, obgleich die bisherigen Praxiserfahrungen positiv ausgefallen sind. Weitere Erfahrungen sind hier wohl noch notwendig, doch dürfen die bisherigen, allgemeinen Hygienemaßnahmen bei der Kälberaufzucht nicht vernachlässigt werden.
Hinsichtlich der bakteriologischen Wirkung der Ameisensäure im Verdauungstrakt des Kalbes sind der Einfluß der niedrigen Tränketemperatur auf die Nährstoffausnutzung, die Belastbarkeit des tierischen Organismus und auch die Ursache für die abweichende Kotkonsistenz noch nicht genau erforscht und bedürfen durch weitere wissenschaftliche Untersuchungen einer Klärung. Ebenso sind auch die Bedenken aus tierärztlicher Sicht und die des Tierschutzes aufrechtzuerhalten.
Eine mögliche Gefahrenquelle im landwirtschaftlichen Betrieb stellt die konzentrierte, flüssige Ameisensäure mit ihrem aggressiven Charakter dar. Hier müssen noch andere Verfahren gefunden werden, die problemlos zu handhaben sind.
Wirtschaftlich kann das Kalttränkeverfahren durchaus Vorteile gegenüber den herkömmlichen Verfahren bringen. Gelingt es, durch die frühzeitige Aufnahme von festem Futter den Verbrauch von Milchaustauscher einzuschränken, so liegen die Futterkosten niedrig. Durch die einfache Technik können die Aufwendungen für die Tränkevorlage niedrig gehalten werden. Im Hinblick auf die Handhabung der Technik sollte der Landwirt anfangs noch beraten werden, denn nur mit dem richtigen "know-how" können gute Ergebnisse erzielt werden.
Insgesamt zeigt sich, daß sich die Kälberaufzucht mit der Kalt- oder Sauertränke bewährt hat. Sie ist eine interessante Variante zur Aufzucht von Kälbern geworden, die aber in dieser Form nur unter betriebsspezifischen Verhältnissen durchaus ihre Berechtigung haben kann. Eine Weiterentwicklung der Methode muß noch erfolgen. Eine weitere Verbreitung zu Lasten des eingeführten Frühentwöhnungsverfahrens wird davon abhängen, inwiefern sich die Umstellung durch verbesserte Futtermittel ohne zusätzliche Belastung der Kälber durchführen läßt.
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Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Kälberaufzucht nach dem Kalttränkeverfahren. Dieses ist charakterisiert durch die ad libitum Verabreichung einer Tränke, deren Temperatur der Stalltemperatur entspricht und mit Ameisensäure als Konservierungsmittel im voraus für drei Tage zubereitet werden kann.
Die niedrige Temperatur in Verbindung mit dem Säurezusatz verringert die pro Mahlzeit aufgenommene Tränkemenge. Dies führt trotz ad libitum Fütterung zur häufigeren Aufnahme kleinerer Tränkepor...
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