Der in allen Bereichen der Landwirtschaft unaufhaltsame Strukturwandel, bedingt durch den technischen Fortschritt, fordert Veränderungen in der deutschen Mastschweinehaltung, um auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig bleiben zu können. Die Ziele sollten dabei sein, Produktionskosten einzusparen und den stark schwankenden Auszahlungspreisen mit homogenen Mastgruppen entgegenzuwirken. Aus diesen Gründen ist eine Gesamtkostenbetrachtung notwendig. Da die Ferkel- und Futterkosten weitgehend effizient gestaltet werden können, müssen die Baukosten als weiterer großer Kostenfaktor näher betrachtet werden. Um Baukosten einzusparen, werden in Neubausituationen heutzutage vor allem Außenklimaställe für Mastschweine gebaut. Eine Idee der Weiterentwicklung ist die Großgruppenhaltung in einem derartigen alternativen Haltungssystem. Durch weniger Aufstallungselemente können weiterhin Kosten eingespart werden und eine artgemäße Tierhaltung, nach den Forderungen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, ist möglich.
Die Großgruppenhaltung von Mastschweinen wird als neue Variante vielfach kritisiert und eine Gruppengröße von 40 Tieren je Bucht als optimal und maximal handhabbar angesehen. Nach den Kritikern wachsen die Tiere in größeren Einheiten auseinander und erreichen somit keinen optimalen Muskelfleischanteil Nicht nur die neuen Fütterungssysteme wie z.B. Rohrbreiautomaten verhindern das Auseinanderwachsen bereits weitgehend, sondern auch automatische Wiege- und Sortiersysteme leisten Abhilfe im Umgang mit Großgruppen.
Diese neue Technik besteht aus einer elektronischen Durchlaufwaage mit kontinuierlicher Gewichtserfassung in Kombination mit einer computergesteuerten Sortieranlage, die derzeit von der Firma Farmweid (USA) und Skiold (Niederlande) angeboten wird. Das System der Firma Skiold (Sorti-Schleuse) wurde beispielhaft in einem Außenklimastall mit vier 250er Gruppen beschrieben und das aufstallungssparende Raumkonzept dargestellt. Der Liegebereich mit Einstreu wird vom Fressbereich mit Spaltenboden durch das automatische Wiege- und Sortiersystem getrennt. Im Mastverlauf werden die Schweine auf diese Weise mehrmals täglich gewogen. Zum gewünschten Zeitpunkt können die Tiere automatisch nach vorgegebenen Kriterien sortiert werden. Das Verladen der Mastschweine auf den LKW kann, im Gegensatz zu allen anderen Haltungsverfahren, recht unproblematisch und stressfrei von einer einzigen Person mit geringem Zeitaufwand erledigt werden.
Im ökonomischen Vergleich des Sorti-Systems konnte gezeigt werden, dass die Investitionskosten in ein Außenklimastallsystem mit Großgruppenhaltung mit denen eines vergleichbaren alternativen Haltungssystems (Kistenstall) konkurrieren können. Werden sämtliche Arbeiten an Unternehmer vergeben, kann ein Sorti-Stall bis zu 30 % unterhalb der Investitionskosten eines konventionellen Stalls liegen. Technisch funktioniert die Wiegeschleuse weitgehend problemlos und erfüllt die Mindestanforderungen. Auch nach ethologischen und tiergesundheitlichen Aspekten ist der Großgruppenstall nach den ersten Praxiserfahrungen und Einschätzungen mit einem Außenklimastall konkurrenzfähig und liefert sogar z.B. hinsichtlich der Sozialkontakte, bessere Ergebnisse. Die witterungsabhängigen Probleme eines eingestreuten Außenklimastalles, wie hohe Temperaturen im Liegebereich im Sommer oder erschwerte Reinigung und Desinfektion im Winter, sind gegeben und kaum zu vermeiden. Die bis heute mit der Schleuse arbeitenden Praktiker sind sehr zufrieden und versprechen sich höhere Erlöse durch die homogeneren Gruppen. Zu beachten ist jedoch, dass die Anforderungen an das Management weiter steigen.
Repräsentative Langzeitergebnisse der Leistungen und Möglichkeiten dieser neuen Technologie liegen noch nicht vor. Es besteht Forschungsbedarf für die Zukunft.
Zumindest in Norddeutschland könnte das Verfahren, wenn Langzeitergebnisse vorliegen, die Mastschweinehaltung in gewisser Weise "revolutionieren", wie es sich die Hersteller der automatischen Wiege- und Sortiersysteme erhoffen und eine Alternative in der artgerechten Tierhaltung darstellen. ln kleinstrukturierteren Produktionsgebieten, wie z.B. Bayern, könnte dagegen der Ferkelbezug aus einem Herkunftsbetrieb bereits Schwierigkeiten hervorrufen, wenn der sogenannte "Ferkeltourismus", unter Berücksichtigung einer artgerechten Haltung, nicht weiter gefördert werden soll.
Für die Altgebäudenutzung von konventionellen Mastställen, zeichnet sich der Trend, hin zu einem noch kostensparenderen Verfahren der Großgruppenhaltung auf Vollspalten mit automatischem Wiege- und Sortiersystem, ab.
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Der in allen Bereichen der Landwirtschaft unaufhaltsame Strukturwandel, bedingt durch den technischen Fortschritt, fordert Veränderungen in der deutschen Mastschweinehaltung, um auf dem europäischen Markt wettbewerbsfähig bleiben zu können. Die Ziele sollten dabei sein, Produktionskosten einzusparen und den stark schwankenden Auszahlungspreisen mit homogenen Mastgruppen entgegenzuwirken. Aus diesen Gründen ist eine Gesamtkostenbetrachtung notwendig. Da die Ferkel- und Futterkosten weitgehend eff...
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