Die allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland lassen den finanziellen Spielraum des landwirtschaftlichen Einzelbetriebs immer enger werden. Dazu steht im dramatischen Widerspruch der Zwang zu Rationalisierungs- und Wachstumsinvestitionen, um in diesem Kampf ums Überleben bestehen zu können. Aus dieser Konstellation resultiert ein sprunghaft gestiegenes Informationsbedürfnis der Landwirtschaft mit dem Ziel, alle Rationalisierungsreserven auszuschöpfen.
Deshalb wird an der Landtechnik Weihenstephan im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 141 an der Entwicklung eines Informationssystems, zunächst für den Bereich der Rinderhaltung gearbeitet. Es sollen dabei zukunftsträchtige Systeme auf EDV-Basis erstellt werden. Ein Teilbereich davon ist das Kalkulationssystem für das landwirtschaftliche Bauwesen, KALBAU.
Dieses Kalkulationssystem ist gegenüber anderen Methoden zur Schätzung des Investitionsbedarfs speziell dem landwirtschaftlichen Bauwesen mit seinen Besonderheiten angepaßt und soll dem Landwirt seine Planungen und Entscheidungen erleichtern. Als Kalkulationsgrundlage dienen deshalb zum Großteil eigens dafür auf landwirtschaftlichen Baustellen erstellte Planzeit- und Materialfunktionen. Zur Zeit werden noch in einigen Fällen Daten von WEILBIER aus dem allgemeinen Bausektor benutzt, die aber, wie sich anhand der Vergleiche gezeigt hat, wenig geeignet sind. Insbesondere wird mit dieser Grundkonzeption die Möglichkeit geboten, beabsichtigte Eigenleistungen und den Einsatz eigener Maschinen mit zu kalkulieren, ferner können auf sehr einfache Weise einzelne Bauabschnitte und Umbaumaßnahmen kalkuliert werden.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden mit KALBAU an zwei verschiedenen neueren Bullenmastställen Testkalkulationen durchgeführt, deren Ergebnisse dann in IST-SOLL-Vergleichen ausgewertet wurden.
Die Kalkulationsergebnisse als SOLL-Werte wurden als Prozentwerte der tatsächlichen und bekannten IST-Werte angegeben, um daraus anhand der relativen und gewichteten Abweichungen Aussagen über die Kalkulationsgenauigkeiten zu bekommen.
Daneben war es Ziel dieser Arbeit, eventuell vorhandene Fehler und Mängel in den Kalkulationsmodellen des Systems aufzudecken. Aus dem besonderen Aufbau von KALBAU mit Modellen verschiedener Differenzierungsstufen ergab sich die Notwendigkeit, jeden Stall zweimal zu kalkulieren, einmal über Bauteilgruppen, dann über einzelne Bauteile, um danach die Qualität der Ergebnisse dieser beiden Wege zu vergleichen und die benutzten Modelle zu testen.
Leider konnten für beide Ställe nur bestimmte Teilbereiche kalkuliert werden, da bisher die entsprechenden Modelle zur Kalkulation von Holzwänden und Kastenträgerkonstruktionen noch nicht zur Verfügung stehen. Die Kalkulationsergebnisse standen als Rechnerausdrucke in Form eines detaillierten Preis-Mengen-Gerüsts zur Auswertung zur Verfügung.
Die Auswertung der Kalkulationsergebnisse erfolgte je nach den durch die IST-Daten gegebenen Möglichkeiten als Vergleich der Kapitalbedarfswerte, der Materialkosten oder Materialmengen und der Arbeitskosten oder Arbeitsstunden. Dabei zeigte sich immer wieder, daß der Arbeitszeitbedarf für alle Arbeiten mehr oder weniger zu hoch kalkuliert wurde, also die Planzeiten zu reichlich bemessen sind. Dies traf anfangs besonders auch für die Schalarbeit zu, doch nach Änderung der betreffenden Arbeitszeitfunktion konnte hier eine deutliche Verbesserung erreicht werden.
In einem gesonderten Kapitel wurde dann abschließend der Eigenleistungsanteil beim Bullenstall „Gäch" analysiert. Dabei zeigte sich, daß durch solche Eigenleistungen, verbunden mit den neuzeitlichen selbsthilfefreundlichen Bausystemen und Baustoffen, ein erheblicher Einsparungseffekt an den Baukosten möglich ist.
Insgesamt ergab sich als Fazit dieser Testkalkulationen, daß das Kalkulationssystem KALBAU, das bisher ja noch im Entwicklungsstadium steht, trotz einiger anhaftender Mängel, von der Konzeption her voll den Anforderungen gewachsen ist.
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Die allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland lassen den finanziellen Spielraum des landwirtschaftlichen Einzelbetriebs immer enger werden. Dazu steht im dramatischen Widerspruch der Zwang zu Rationalisierungs- und Wachstumsinvestitionen, um in diesem Kampf ums Überleben bestehen zu können. Aus dieser Konstellation resultiert ein sprunghaft gestiegenes Informationsbedürfnis der Landwirtschaft mit dem Ziel, alle Rationalisierungsreserven ausz...
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