Die Debatte über die Zertifizierung von Wäldern in Deutschland stellt seit mehr als fünf Jahren einen Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren, die zum Thema Wald arbeiten, dar. Inhalt der Arbeit ist prozessorientierte Analyse dieser Akteure, ihrer Wertvorstellungen und Handlungen. Basierend auf einem theoretischen Hintergrund wurden dazu die Akteurscharakteristika Macht und Einfluss, Ideologie und Interesse, Normen und Kommunikation ebenso betrachtet, wie die Bildung von miteinander konkurrierenden Akteursnetzwerken und die Beziehungen innerhalb und zwischen den jeweiligen Netzwerken. Als Forschungsmethoden dienten dabei Experteninterviews, Inhaltsanalysen sowie die aktive Teilnahme in Arbeitsgruppen zu diesem Thema. Das Konfliktfeld wurde von den (befragten) Akteuren als Dipol zwischen den meisten Akteuren der Forstwirtschaft, insbesondere der Waldbesitzer (- verbände), und den Umweltverbänden wahrgenommen. Die Umweltverbände erachteten eine Zertifizierung der Wälder in Deutschland als Nachweis einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für notwendig und begannen, für den von ihnen präferierten internationalen Ansatz in Deutschland Bündnispartner zu suchen und ein Netzwerk aufzubauen. Währenddessen verweigerten sich viele Akteure aus dem forstlichen Bereich lange Zeit gegenüber einer Zertifizierung. Aufgrund der anwachsenden Einflussmöglichkeiten des genannten Netzwerks sah sich letztlich die forstliche Seite gezwungen, einen eigenen Ansatz aufzubauen und ersuchte dazu ebenfalls die Hilfe von Bündnispartnern. Dabei verlagerte sie den Schwerpunkt auf die europäische Ebene. Während das erste Netzwerk seine Macht, die Konsumenten zu überzeugen, in der durch die Teilnahme der Umweltverbände verliehene Glaubwürdigkeit sieht, schätzen sich die Mitglieder des zweiten Netzwerks aufgrund der sehr großen Fläche, die nach diesem Ansatz zertifiziert werden kann, als einflussreich ein. Die Mitglieder der jeweiligen Netzwerke entwickelten eine netzwerkspezifische Sprache (Soziolekt), die dazu diente, gemeinsame Wertvorstellungen und eine klare Abgrenzung zum "gegnerischen" Netzwerk zu untermauern. Trotz des Versuchs von indifferente Akteure zwischen den Akteuren der beiden Netzwerke zu vermitteln, gelang es bis auf eine inhaltlichen Annäherung der jeweiligen Konzepte bislang nicht die ideologisch geprägte Hürde zwischen den Hauptvertretern der Netzwerke zu überwinden.
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Die Debatte über die Zertifizierung von Wäldern in Deutschland stellt seit mehr als fünf Jahren einen Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren, die zum Thema Wald arbeiten, dar. Inhalt der Arbeit ist prozessorientierte Analyse dieser Akteure, ihrer Wertvorstellungen und Handlungen. Basierend auf einem theoretischen Hintergrund wurden dazu die Akteurscharakteristika Macht und Einfluss, Ideologie und Interesse, Normen und Kommunikation ebenso betrachtet, wie die Bildung von miteinander konkurriere...
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