In dieser Arbeit wurde untersucht, wie sich eine Umgestaltung des Tierverkehrs (Betrieb A) und die Aufwertung der Grundfutterration (Betrieb B) auf das Tier- und Melkverhalten auswirkten. Für diese Untersuchungen wurden zwei AMS 4-Boxenanlagen des Typs LEONARDO herangezogen. Desweiteren wurde untersucht, welche Komponenten der Anlage sich begrenzend auf die maximale Kapazität auswirken (Betrieb A).
Die beiden Untersuchungszeiträume in Betrieb A umfassten jeweils 42 Tage, in denen insgesamt ca. 22.700 Datensätze aufgezeichnet wurden. In der ersten Periode umfasste die Herde durchschnittlich 107, in der zweiten 114 laktierende Tiere.
Nachdem die KF-Abrufstationen nur noch in einem vom restlichen Futtertisch abgetrennten Bereich direkt nach dem AMS erreicht werden konnten, kam es zu einer Verringerung der Besuche pro Kuh und Tag von durchschnittlich 5,5 auf 5,3 in der Vorselektion, wo hingegen die mittleren Melkungen pro Kuh und Tag in der Herde von 2,28 auf 2,38 anstiegen. Dies brachte eine Verkürzung der durchschnittlichen Zwischenmelkzeit von 10,54 (StdAbw. 2,77) auf 10,10 Stunden (StdAbw. 2,68) mit sich. Auch die relative Verteilung der Zwischenmelkzeiten wurde dadurch positiv beeinflusst: Während vor der Umstellung lediglich 31,6 % aller Melkungen unter den leistungssteigernden neun Stunden lag, stieg dieser Wert im zweiten Untersuchungszeitraum auf 38,9 % an. Die Werte über 13 Stunden Zwischenmelkzeit nahmen von 20,4 % auf 15,4 % ab.
Durch einen gewissen Anteil führte die Verkürzung der Zwischenmelkzeiten und die bessere Verteilung zu einer Steigerung der durchschnittlichen Milchleistung pro Kuh und Tag um 3,8 % von 23,5 kg auf 24,4 kg. Dabei erhöhte sich auch die durchschnittliche Einzelgemelksmenge von 10,46 kg (StdAbw. 4,06) auf 10,81 kg (StdAbw. 3,72), wobei der mittlere und maximale Milchfluss keinen großen Veränderungen unterlag.
Im Betrieb B wurde zwischen beiden Untersuchungszeiträumen die Grundfutterration geändert. In der ersten Periode, die 35 Tage umfasste, war die Ration auf 21 kg Milch eingestellt, während sie vor der zweiten Periode (42 Tage) auf 25 kg Milch aufgewertet wurde. Die Aufzeichnungen umfassten insgesamt etwas mehr als 23.000 Datensätze.
Vor der Umstellung besuchten die Kühe im Durchschnitt 5,3 Mal die Vorselektion und absolvierten 2,81 Melkungen pro Kuh und Tag. Die mittlere Zwischenmelkzeit betrug 8,55 Stunden (StdAbw. 2,60). Diese erhöhte sich in der zweiten Periode auf 9,1 Stunden (StdAbw. 2,72), was noch 2,64 Melkungen pro Kuh und Tag entsprach. Auch die Besuche der Vorselektion nahmen auf 4,1 pro Kuh und Tag ab.
Bei der Verteilung der Melkungen über den Tag war auffällig, dass die Tiere nach der Aufwertung der Grundfutterration verstärkt in den drei Stunden direkt nach der Futtervorlage das AMS aufsuchten und in den Nachmittags- und Nachtstunden die Melkungen zurück gingen.
Dies führte im Vergleich zur ersten Periode zu einer schlechteren Verteilung der Zwischenmelkzeiten: Während vor der Umstellung noch 64,5 % aller Zwischenmelkzeiten unter neun Stunden lagen, nahm nach der Umstellung dieser Wert auf 53,5 % ab.
Bei der täglichen Milchmenge wurde ebenfalls ein leichter Rückgang von 25,9 kg auf 25,3 kg pro Kuh und Tag verzeichnet. Dagegen nahm die durchschnittliche Gemelksmenge von 9,06 kg auf 9,24 kg zu. Bei der Untersuchung in Betrieb B wurden keine nennenswerten Änderungen des Milchflusses erkannt.
Die Analyse der begrenzenden Komponenten des AMS LEONARDO ergab, dass eine einzige Vorbereitungsbox bei voller Auslastung maximal drei Melkboxen bedienen kann. Bei täglich 22-stündiger Verfügbarkeit und 85 %-iger Auslastung des AMS ist es möglich, eine Herde mit 166 laktierenden Kühen im Durchschnitt 2,7 Mal zu melken.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen zieht der Autor die Schlussfolgerung, dass beim automatischen Melken - neben der Aufstallung und dem Betriebsleiterengagement - der Fütterung und der Platzierung der KF-Abrufstationen eine wichtige Rolle zukommt. Dabei stellt sich die Frage, bis zu welchem Grad das als „Lockmittel“ dienende Kraftfutter der Grundfutterration beigemischt werden kann.
In Zukunft ist es wichtig zu klären, in wie weit sich eine TMR - unter dem Aspekt der höheren Melkhäufigkeit - mit dem automatischen Melken vereinbaren lässt. Ebenfalls sollte die Technik so konzipiert werden, dass eventuell durch eine zweite Vorbereitungsbox eine 4-Boxenanlage Herden mit bis zu 250 Kühen am Tag melken kann. Dabei sollte aber auf Grund der längeren Wege (mehr Tiere, größerer Stall!) über eine geeignete Anordnung des AMS im Stall nachgedacht werden. Somit könnte auch die finanzielle Belastung pro Stallplatz gesenkt und die Attraktivität der automatischen Melksysteme beim Landwirt gesteigert werden.
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