Variabilitätsmanagement stellt im Requirements-Engineering eine besondere Herausforderung für Produktlinien dar. Dabei stehen folgende Problemstellungen im Vordergrund: die Instantiierung von Varianten für spezifische Produkte, die langfristige Entwicklung der Produktlinien, die Darstellung der Argumentation für die Variabilität und die Unterstützung von fallbezogener Kommunikation zwischen räumlich voneinander getrennten Beteiligten. Diese Probleme verstärken sich zusätzlich, wenn die Produktlinienorganisation globalaufgestellt ist.
Um die genannten Probleme detailliert zu adressieren, stellt diese Dissertation eine neue Methodik vor: die begründungsbezogene Variabilitäts-Modellierung durch einen kombinierte Anwendung von Variabilitätsmanagement und Begründungsmanagement. Begründungsmanagement ist eine Disziplin in der Softwareentwicklung, die sich mit dem implizit eingesetzten Wissen befasst, aus dem heraus ein Systementwurf entwickelt wird. Diese Kombination nutzt die Parallelen von Begründungsmanagement und Variabilitätsmanagement, die im Laufe dieser Dissertation erläutert werden.
Um die begründungsbezogene Variabilitäts-Modellierung empirisch evaluieren zu können, wird das Metamodell eines Begründungsbasiertes Uniformes Software Engineering Model (RUSE) mit dem Metamodell des orthogonalen Variabilitätsmodells (OVM) kombiniert, um hieraus ein Metamodell für begründungsbasierte Variabilitätsmodellierung zu entwickeln. Zusätzlich wird die Entwicklung einer begründungsbasierten Produktlinie beschrieben, die die Modellierung und Evaluierung von Änderungsanfragen durch verteilte Change Control Boards unterstützt.
Das begründungsbezogene Variabilitätsmanagement wurde in Java als Plugin für Sysiphus, eine bereits existierende Implementierung von RUSE, implementiert. Unter dem Einsatz dieses Plugins wurde die begründungsbezogene Variabilitätsmodellierung mittels eines experimentellen Fragebogens und zweier multiplen Fallstudien empirisch evaluiert. Die Ergebnisse dieser Evaluierung zeigen, dass die begründungsbezogene Variabilitätsmodellierung sowohl die Instantiierung wie die Entwicklung von Produktlinien verbessert. Außerdem fördert sie eine bessere Kommunikation zwischen räumlich voneinander getrennten Beteiligten mit unterschiedlich ausgeprägtem Expertenwissen und damit die Langlebigkeit von Produktlinien.
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Variabilitätsmanagement stellt im Requirements-Engineering eine besondere Herausforderung für Produktlinien dar. Dabei stehen folgende Problemstellungen im Vordergrund: die Instantiierung von Varianten für spezifische Produkte, die langfristige Entwicklung der Produktlinien, die Darstellung der Argumentation für die Variabilität und die Unterstützung von fallbezogener Kommunikation zwischen räumlich voneinander getrennten Beteiligten. Diese Probleme verstärken sich zusätzlich, wenn die Produktli...
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