Kontinuierlich sinkende Erzeugerpreise auch im Sektor der pflanzlichen Erzeugung zwingen landwirtschaftliche Betriebe dazu, die Produktion immer rationeller zu gestalten und die Erzeugungskosten so weit wie möglich zu minimieren. Ein bereits seit mehreren Jahren verfolgter Gedanke ist, aufeinanderfolgende Arbeitsschritte, soweit es aus pflanzenbaulicher und technischer Sicht möglich ist, miteinander zu kombinieren. Im Bereich der Saatbettbereitung und Aussaat ist dies heute bereits Stand der Technik.
Ein weitergehender Ansatz ist die Erntesaat. Bei einigen Kulturen ist es aufgrund der Vegetationszeit möglich, die Aussaat der Folgefrucht und die Ernte der Vorfrucht zeitgleich kombiniert durchzuführen, oder die Aussaat sogar vor der Ernte der Vorfrucht als VorErntesaat (VES) durchzuführen. So ist dieses Verfahren zu Beispiel bei der Saat von Winterraps nach Weizen mit Erfolg untersucht worden (Tebrügge et al.). Auch der in dieser Arbeit beschriebene Versuch zur Vor-Rodesaat von Winterweizen nach Zuckerrüben hat die grundsätzliche Durchführbarkeit dieses Verfahrens bestätigt, obwohl weitere V ersuche nötig sind, um fundierte Erkenntnisse zu erlangen.
Ein sehr erfolgversprechender Ansatz ist die kombinierte Aussaat von Winterweizen bei der Ernte von Zuckerrüben (Erntesaat). Um über dieses Verfahren fundierte Erkenntnisse zu erhalten, wurden in drei aufeinanderfolgenden Versuchsperioden in den Jahren 1996 bis 1999 Versuche zur Rodesaat von Winterweizen nach Zuckerrüben durchgeführt, in der Versuchsperiode 1999/2000 wurde zusätzlich am Standort Dürnast das Verfahren "VorRodesaat" erprobt. Dabei wurde jeweils auf einer Versuchsfläche eine Parzelle fair die Rodesaat und direkt nebenan eine konventionell bestellte Vergleichsparzelle angelegt. Neben der Beurteilung der Qualität der Aussaat wurden die Winterweizenbestände zum Zeitpunkt der Saat, des Auflaufens, der Bestockung und in der Phase der Kornbildung bonitiert. Abschließend wurde eine Ertragsermittlung durchgeführt. Zudem wurde im Verlauf der Bestandesentwicklung die Verunkrautung bewertet.
Die Versuche zur Rodesaat haben gezeigt, daß dieses Verfahren grundsätzlich erfolgreich durchzuführen ist. Dabei wurde deutlich, daß der Erfolg der Rodesaat zum einen von einer optimalen, auf den Zuckerrübenroder abgestimmten Sätechnik, und zum anderen in hohem Maße von den Boden- und Witterungsbedingungen abhängt. Die mit der Rodesaat erzielten Erträge lagen teilweise über, in einigen Versuchen auch unter den Erträgen der konventionell bestellten Vergleichsparzellen. Für die Mindererträge der Rodesaat war dabei offensichtlich eine unregelmäßige Saatgutablage verantwortlich. Dies wurde zumeist durch zu nasse Bodenverhältnisse beim Roden verursacht. Insgesamt aber lassen die festgestellten Erträge keine eindeutigen Tendenzen erkennen. Auch eine Zunahme des Verunkrautungsgrades konnte nicht festgestellt werden.
Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, daß dieses Verfahren eine sinnvolle Möglichkeit darstellt, Arbeitszeit- und Energiekosten wirkungsvoll zu reduzieren. Die Voraussetzung dafür ist aber, daß die gesamte Sätechnik in den Zuckerrübenroder integriert wird. Dies sollte aus Sicht der Roder-Konstruktion keine größeren Schwierigkeiten bereiten. Die Bereitschaft der Roder-Hersteller zur Kooperation auf diesem Gebiet war und ist aber noch nicht vorhanden. Eine weitere Voraussetzung ist, daß die Saat mit dem Roden die Roderleistung- und Qualität nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt. Auch der Fahrer des Roders darf durch den zusätzlichen Arbeitsgang "säen" in der Bedienung des Gerätes nicht überfordert werden. Nach den ersten Erkenntnissen der in dieser Arbeit beschriebenen Versuche ist dies nicht der Fall. Allerdings war es bis heute nicht möglich, die Versuche mit einem Roder-Prototyp mit integrierter Sätechnik durchzuführen. Somit konnte auf die ,,Notlösung" des parallelfahrenden Schleppers nicht verzichtet werden. Dadurch entstanden bei einigen V ersuchen zusätzliche Fahrspuren, die das Ergebnis der V ersuche teilweise negativ beeinflußten.
Grundsätzlich kommen beim Verfahren Rodesaat drei Möglichkeiten der Saatgutablage in Betracht. Beim ersten Rodesaatversuch 1996/97 wurden zwei Saattechniken untersucht. Zum einen wurde die Saat mit einer am Heck des Roders angebauten Drillmaschine, zum anderen über eine Breitsaat mit einer pneumatischen Saatgutverteilung hinter dem Rodeaggregat durchgeführt. Beim darauffolgenden Versuch 1997/98 wurde zudem eine Saatgutablage vor dem Rodeaggregat untersucht. Dabei hat sich jedoch gezeigt, daß einige Körner in die beim Herausziehen der Rüben entstehenden Löcher fallen und so fair eine erfolgreiche Keimung zu tief liegen. Als erfolgversprechendste Methode stellte sich somit die Saatgutablage hinter dem Rodeaggregat heraus, die beim V ersuch 1998/99 mit einigen technischen Modifizierungen erneut untersucht worden ist. Dabei wäre nach dem jetzigen Wissensstand der Einbau einer pneumatischen Saatgutverteilung am zweckmäßigsten. Bei den durchgeführten Untersuchungen wurde der Verteilkopf mit den abführenden flexiblen Saatgutschläuchen über dem Rodeaggregat angebracht. Die Kornverteilung erfolgte über eine hinter dem Rodeaggregat befestigte geteilte Säschiene. Die Teilung der Säschiene wurde nötig, um eine breitflächige gleichmäßige Kornverteilung zu erreichen, da das Rodeaggregat konstruktionsbedingt keine durchgängige Schiene zuließ. Zudem ist auf eine größtmögliche Bodenfreiheit der Schlauchenden zu achten um ein Verstopfen mit Erde bei ungünstigen Bodenverhältnissen zu vermeiden. Es wurde außerdem deutlich, daß fair eine exakte Saatgutablage vor allem bei ungünstigen Verhältnissen ein versetzt fahrbarer Roder mit ausschwenkbarer Hinterachse (z.B. Holmer Terra Dos) notwendig ist. Auf diese Weise läßt sich das doppelte Überfahren der Spur vermeiden, das zu einem schlechten Feldaufgang fahren kann. Bei der Integration der pneumatischen Sätechnik wird ein Antrieb fair das Gebläse und das Dosieraggregat erforderlich. Dies dürfte aber aufgrund einiger sich in diesem Bereich ohnehin befindlichen Abtriebe fair bestimmte Bauteile der Rodegruppe keine größeren Probleme bereiten.
Ein Einbau der gesamten Sätechnik war leider bei keinem V ersuch möglich, da es an der Kooperation mit dem Maschinenhersteller mangelte. Nachdem sich die Saat über eine am Heck angebrachte Drillmaschine als weniger günstig erwiesen hat (z.B. zusätzliche Hydraulik zum Ausheben nötig), wäre ein geeigneter und zudem leicht zugänglicher Anbauort fair den Saatgutbehälter dieser Bereich des Zuckerrübenroders. Es ist lediglich darauf zu achten, daß der zum Verteilkopf führende Saatgutschlauch gut geschützt nach vorne geführt wird. Dies dürfte aber auch keine größeren technischen Schwierigkeiten bereiten.
Die Untersuchungen haben aber auch die Grenzen der Durchführbarkeit einer Rodesaat aufgezeigt. Unter extrem nassen Witterungsbedingungen in Verbindung mit zur Verschlämmung neigenden Böden, wie es bei den V ersuchen in der Vegetationsperiode 1998/99 der Fall war, können die Keimbedingungen zu ungünstig werden, um befriedigende Feldaufgänge zu erzielen. Allerding ist unter derartigen Bedingungen im Herbst auch eine konventionelle Winterweizensaat schwierig.
Abschließend läßt sich sagen, daß eine praxisrelevante Rodesaat nur dann möglich ist, wenn die Akzeptanz der Landwirte, dieses Verfahren durchzuführen, weiter zunimmt. Nur unter diesen Voraussetzungen werden die Herstellerfirmen der Roder bereit sein, diese Technik zusätzlich in den Roder zu integrieren. Aus Sicht des Lohnunternehmers müssen die Mehrkosten, die durch den Einbau der Sätechnik in den Zuckerrübenroder entstehen, zu amortisieren sein. Dies wird wiederum nur dann der Fall sein, wenn ein Großteil der zu rodenden Flächen gleichzeitig mit Winterweizen bestellt wird. Aufgrund der momentan noch herrschenden Skepsis gegenüber diesem doch recht neuen Verfahren und der Tatsache, daß nicht alle Zuckerrübenschläge mit Winterweizen bestellt werden, wird es sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis dieses V erfahren praxisrelevante Bedeutung erlangen wird. Die Durchführung einer kombinierten Zuckerrübenernte und Winterweizensaat erfordert vom Betriebsleiter zweifelsfrei auch die Bereitschaft zur Umstellung einiger gewohnter Betriebsabläufe. Zum Beispiel stellt sich das Problem, daß der Feldrand mit dem Rübenhaufen nicht sofort angesät werden kann. In diesem Bereich muß die Saat nachträglich konventionell durchgeführt werden.
Die größten Chancen für dieses V erfahren sind sicher in einer größer strukturierten Landwirtschaft in Verbindung mit nicht zu tonigen und lehmigen Böden mit niedrigeren Niederschlägen gegeben. Unter diesen Voraussetzungen wird die Rodesaat von Winterweizen bei der Zuckerrübenernte sicher ein zukunftsweisendes arbeits- und energieeinsparendes Verfahren darstellen.
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Kontinuierlich sinkende Erzeugerpreise auch im Sektor der pflanzlichen Erzeugung zwingen landwirtschaftliche Betriebe dazu, die Produktion immer rationeller zu gestalten und die Erzeugungskosten so weit wie möglich zu minimieren. Ein bereits seit mehreren Jahren verfolgter Gedanke ist, aufeinanderfolgende Arbeitsschritte, soweit es aus pflanzenbaulicher und technischer Sicht möglich ist, miteinander zu kombinieren. Im Bereich der Saatbettbereitung und Aussaat ist dies heute bereits Stand der Tec...
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