In der heutigen Zeit wird es Milchkühen, die früher noch größtenteils auf die Sommerweide getrieben wurden, im Zuge der fortschreitenden Technisierung und Rationalisierung immer seltener möglich, ihr natürliches Bedürfnis nach den Aufenthalten im Freien zu befriedigen. Dies wirkt sich jedoch nachteilig auf die Physiologie aus und unterdrückt artspezifische Verhaltensweisen. Im Rahmen einer artgemäßen Milchkuhhaltung sollte eine Auslaufmöglichkeit für die Tiere selbstverständlich sein.
Um anhand eines Beispieles aus der Praxis die Nutzung eines Auslaufes durch die Tiere und dessen Konzeption offen zu legen und praxisrelevante Vorschläge zu erarbeiten, wurde ein Futterbaubetrieb mit Milchviehhaltung im Voralpenland ausgewählt. Im 180 m2 umfassenden Laufhof des Liegeboxenlaufstalles mit 66 Kühen wurden Untersuchungen zur Nutzung der Lauffläche angestellt. Während jeweils dreitägiger Versuchszeit im Februar und März und einer täglichen Öffnungszeit von ca. 10:45 Uhr bis 18:15 Uhr wurden mittels Videotechnik die Aus- und Eintrittszeiten für jedes einzelne Tier festgehalten und zusätzlich kontinuierlich die Klimafaktoren Globalstrahlung, Lufttemperatur, Stalltemperatur und Stalluftfeuchte gemessen und aufgezeichnet. Niederschläge traten im angegebenen Zeitraum keine auf. Der Auslauf besaß einen Zugang vom Stall und war mit einer Bürste und drei Lecksteinen ausgestattet, die zweite Bürste im Stall war defekt. Der mittlere Längsstreifen des Bodens war als Spaltenboden, die beiden äußeren als planbefestigte Betonflächen mit leichtem Gefälle ausgeführt.
Die Auswertung ergab eine mittlere Einzelaufenthaltszeit von 57,2 ± 46,9 Minuten mit einem Minimum von 0,9 Minuten und einem Maximum von 265,1 Minuten (4 Stunden 25 Minuten). Täglich kam es zu durchschnittlich 113 Aufenthalten von 48,5 Kühen, d.h. 2,33 Aufenthalten je ausgetretener Kuh. In der Mittagszeit zwischen 11:30 Uhr und 14:00 Uhr, der eigentlichen Ruhephase, treten die höchsten Aktivitäten beginnend mit der höchsten mittleren Belegdichte von 21,2 Tieren zwischen 11:30 Uhr und 12:00 Uhr auf. Dies wird auf das stark begrenzte Flächenangebot von weniger als 3 m2 je Tier zurückgeführt. Die maximale Belegung lag bei nur 42 % der Herde, obwohl Rinder sich i.d.R. sehr synchron verhalten. Aus aktuellen Belegdichten und deren Dauer wird ein Mindestflächenbedarf von 7,2 m2 bis 7,5 m2 abgeleitet. Auch der eine Ausgang und die Bürste stellen Engpässe dar, da durch die starke Frequentierung Tiere oft ausweichen müssen bzw. verdrängt werden. Auffallend war ebenfalls, daß der Spaltenboden selbst bei völlig belegter Restfläche nie zum Liegen benutzt wurde. Die längsten Einzelaufenthalte von z.T. über vier Stunden entfallen meist auf jüngere Tiere, was mit einem Meiden des Zuganges nach dem Austreten begründet wird.
Die statistische Auswertung mittels Regressionsanalyse und mehrfaktorieller Varianzanalyse ergaben relativ geringe Einflüsse der Globalstrahlung auf Austrittshäufigkeit mit senkender und auf die Einzelaufenthaltszeit mit steigender Wirkung, weiterhin die Außentemperatur auf die Austrittshäufigkeit eine negative Wirkung. Diese waren stark signifikant. Eine wesentlich geringere Wirkung auf das Austreten zeigten Stalltemperatur und Stalluftfeuchte, was durch das akzeptable Stallklima erklärt wird. Die Wirkung der überhöhten Belegdichten darf jedoch nicht unterschätzt werden. Weiterhin ergaben sich Zusammenhänge zu den Kuhfaktoren Alter und Laktationsstadium. Demnach nutzen ältere Kühe den Auslauf kürzer als jüngere, da vermutlich die Türpassage zurück in den Stall für sie weniger problematisch zu sein scheint. Das frühere Laktationsstadium wirkt auf die Austrittshäufigkeit und auf die Gesamtaufenthaltszeit je Tag senkend. Dies wird auf die physiologische Beanspruchung während des ersten Laktationsabschnittes wie auch auf die hohe Anzahl erstkalbender Kühe mit niedriger Rangstellung zurückgeführt.
Die relative Aufenthaltszeit der ganzen Herde im Auslauf stellt mit 22,4 % einen sehr niedrigen Wert dar und ist nicht auf Klimafaktoren zurückzuführen, sondern vielmehr auf die zu knapp bemessene Fläche, die wiederum die Wirkung der Kuhfaktoren verstärkt.
Beim Vergleich der Tiere, die den Auslauf nutzten, mit denen, die im Stall blieben, ergab sich ein entsprechendes Bild. Die Tiere im Auslauf weisen ein 1,25 Jahre höheres Alter (6,12 zu 4,87 Jahren) und ein um 7,6 Wochen längeres Laktationsstadium auf (26,8 zu 19,2 Wochen).
Für die Laufhofgestaltung ergeben sich einige Verbesserungsvorschläge, die aus dem beobachteten Verhalten und den Ergebnissen resultieren. Der Mindestflächenbedarf wurde schon abgeleitet. Weitere Forderungen bestehen im Anbringen einer zweiten Bürste. Außerdem wären abgegrenzte Ruhebereiche von Vorteil, damit galoppierende Tiere andere nicht in den Stall zurücktreiben, wie es beobachtet wurde. Die Abgrenzung könnte mittels schwenkbarer Vorrichtungen bewerkstelligt werden, wodurch das Entmisten nicht behindert würde. Bei Handentmistung besteht die Möglichkeit, diese Bereiche mit Gummimatten auszulegen, um das Wohlbefinden der Tiere beim Liegen wesentlich zu erhöhen. Eine kostenintensivere Lösung wären überdachte, eingestreute Liegeboxen. Eine Kapitaleinsparung ergäbe sich aus der getrennten Ableitung des Regenwassers, wodurch der teure Grubenraum kleiner ausfallen kann.
«
In der heutigen Zeit wird es Milchkühen, die früher noch größtenteils auf die Sommerweide getrieben wurden, im Zuge der fortschreitenden Technisierung und Rationalisierung immer seltener möglich, ihr natürliches Bedürfnis nach den Aufenthalten im Freien zu befriedigen. Dies wirkt sich jedoch nachteilig auf die Physiologie aus und unterdrückt artspezifische Verhaltensweisen. Im Rahmen einer artgemäßen Milchkuhhaltung sollte eine Auslaufmöglichkeit für die Tiere selbstverständlich sein.
Um anhand...
»