Mit einem dreijährigen Feldversuch wurde unter landwirtschaftlichen Praxisbedingungen im Rahmen eines Bayerischen Monitoringprojektes das Potential von transgenem, herbizidresistentem Raps zur Persistenz und Ausbreitung untersucht. Das Versuchsfeld enthielt neben den jährlich rotierenden Fruchtfolgegliedern Winterweizen und –gerste Parzellen mit Rübsen und Stillegung. Zur Ermittlung der Auskreuzungsraten wurden Parzellen mit unterschiedlichen Anteilen der transgenen Sorte 'Falcon GS40/90' (100 %, 1,0 % und 0,1 %) sowie jeweils acht umgebende Parzellen mit der nicht-transgenen Ausgangssorte 'Falcon' angelegt. Mit Hilfe eines Biotests wurden insgesamt 630.000 Samen auf die Übertragung des pat-Gens untersucht. Die durchschnittlichen Auskreuzungsraten aus den 100 % transgenen Parzellen betrugen 0,29 %, während die 1,0 % und 0,1 % transgenen Parzellen, die eine Verunreinigung mit transgenem Saatgut simulierten, nur zu Auskreuzungen im Promillebereich führten. Eine vergleichende Analyse mit quantitativer real-time PCR lieferte teilweise höhere Auskreuzungsraten. Die Verteilung der Auskreuzungsereignisse war unabhängig von der Windrichtung und punktuell. Dies zeigt den bedeutenden Einfluß blütenbesuchender Insekten. Der Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Auskreuzungsereignisse und der Distanz zur Pollenquelle wurde mit einer Regressionsgleichung (R2 = 0,66) beschrieben. Die Untersuchung des Hybridisierungspotentials mit kreuzungskompatiblen Kulturpflanzen ergab nur im ersten Versuchsjahr eine Auskreuzung des pat-Gens in Sommerrübsen in Höhe von 0,19 %. Mit Hilfe getopfter Rübsenpflanzen, die zur Rapsblüte neben den 100 % transgenen Parzellen aufgestellt wurden, konnte ein theoretisches Hybridisierungspotential in Höhe von 0,13 - 6,84 % gemessen werden. In Bezug auf Habitus und Kornansatz zeigten die Artbastarde deutliche morphologische Unterschiede gegenüber dem Elter Raps. Hybridisierung zwischen transgenem Raps und den Wildpflanzen Hirtentäschel und Hederich konnte nicht beobachtet werden. Mit Hilfe stationärer Pollenfallen mit Vaseline-bestrichenen Objektträgern wurde die Pollenverbreitung bis in einer Entfernung von 250 m untersucht. Mit zunehmender Entfernung verringerte sich die Pollenzahl deutlich und erreichte zwischen 150 m und 250 m ein relativ konstantes Niveau von ca. 4 %. Die Pollenverteilung in unterschiedlichen Fanghöhen (1 - 4 m) war über die untersuchte Distanz sehr inhomogen. Dies deutet auf den Einfluss von Verwirbelungseffekten hin, die den Pollen in höhere Luftschichten verfrachten und größere Entfernungen überwinden lassen. Der Zeitraum der Blühperiode sowie die Anzahl freigesetzter Pollen wiesen erhebliche Jahrgangsunterschiede auf, wobei der Hauptpollenflug immer auf wenige Tage beschränkt war. Bei der Ernte kam es zum Eintrag von bis zu 14.146 Samen/m2 in den Boden. Die Entnahme und Untersuchung von Bodenproben in den Transgen-Parzellen bis in einer Tiefe von 30 cm ergab, daß es durch die flache Bodenbearbeitung mit dem Grubber bereits im ersten Jahr nach der Ernte zu einer Reduktion der keimfähigen Samen in Höhe von 99,7 % - 100 % gekommen war. Während des gesamten Untersuchungszeitraums konnten bereits zwei Jahre nach der Ernte keine keimfähigen Samen mehr nachgewiesen werden. Auch in den Folgekulturen der Transgenparzellen wurde nach spätestens zwei Jahren kein Durchwuchsraps mehr in den Winterweizen und –gerstebeständen gefunden. Das Überdauerungspotential von Raps auf Ruderalstandorten wurde durch die Untersuchung des Brachstreifens um das Versuchsfeld ermittelt. Während die absolute Anzahl an Rapspflanzen dort zunahm, ging der relative Transgenanteil zurück. Die Einflüsse auf die Persistenz von Raps auf landwirtschaftlichen Kulturflächen werden diskutiert. Als Instrument zur Überwachung des Pollenflugs transgener Pflanzen wurde der Einsatz einer mobilen Pollenfalle eingeführt. Entsprechende Optimierungen bei der DNA-Aufbereitung führten zu qualitativ hochwertiger Pollen-DNA für die PCR-Analyse. Die Eignung der Methode zum Monitoring großflächiger Anbaugebiete konnte gezeigt werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit belegen, daß eine gewisse Auskreuzung von transgenem Raps in benachbarte Rapsbestände zwar unvermeidbar ist, der gesetzliche Schwellenwert von 0,9 % jedoch selbst in unmittelbar benachbarten Feldern auch ohne umständliche und kostspielige Abstandsregelungen eingehalten werden kann. Da auch die Maßnahmen der üblichen 'guten landwirtschaftlichen Praxis' die Persistenz von transgenem Raps deutlich reduzieren können, ist die Koexistenz verschiedener Formen der Landwirtschaft mit und ohne Gentechnik möglich.
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Mit einem dreijährigen Feldversuch wurde unter landwirtschaftlichen Praxisbedingungen im Rahmen eines Bayerischen Monitoringprojektes das Potential von transgenem, herbizidresistentem Raps zur Persistenz und Ausbreitung untersucht. Das Versuchsfeld enthielt neben den jährlich rotierenden Fruchtfolgegliedern Winterweizen und –gerste Parzellen mit Rübsen und Stillegung. Zur Ermittlung der Auskreuzungsraten wurden Parzellen mit unterschiedlichen Anteilen der transgenen Sorte 'Falcon GS40/90' (100 %...
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