Pflanzliche Glycosyltransferasen katalysieren die Übertragung eines aktivierten Zuckermoleküls auf eine Vielzahl verschiedener Verbindungen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Biosynthese von Sekundärmetaboliten, sind an pflanzlichen Abwehrmechanismen beteiligt und regulieren die Konzentrationen wichtiger Pflanzenhormone. Biotechnologisch können Glycosyltransferasen zur Produktion physiologisch bedeutender Glycoside eingesetzt werden.
Die Sequenzierung der Genome von Arabidopsis thaliana und Oryza sativa hat ergeben, dass Pflanzen große Glycosyltransferase-Familien enthalten. Auch in cDNA-Bibliotheken der Erdbeere (Fragaria x ananassa), die sich in den letzten Jahren zu einem Modellorganismus für die Untersuchung der nicht-klimakterischen Fruchtreifung entwickelt hat, wurden verschiedene potentielle Glycosyltransferase-Sequenzen identifiziert.
Um deren Funktion aufzuklären, wurden die vollständigen offenen Leserahmen der entsprechenden Enzyme kloniert und heterolog in Escherichia coli exprimiert. Die rekombinanten Proteine sind mit Affinitätschromatographie aufgereinigt und anschließend biochemisch charakterisiert worden. Die Expression der Glycosyltransferasen während der Fruchtreifung und in verschiedenen Geweben wurde mit quantitativer PCR untersucht und mit den Konzentrationen verschiedener Metabolite verglichen. Um die potentielle Funktion der FaGT1 in planta zu bestätigen, wurden durch RNA-Interferenz (RNAi) Früchte mit verringerter FaGT1-Expression generiert und massenspektrometrisch untersucht.
FaGT1 bildet in vitro bevorzugt Cyanidin- und Pelargonidin-3-glucosid, die wichtigsten in der Erdbeerfrucht vorkommenden Anthocyane. Die reifekorrelierte Genexpression, die parallel zur Akkumulation der Anthocyane verläuft, deutet auf eine Beteiligung an der Anthocyan-Biosynthese in planta hin. Dies konnte durch RNAi-induzierte Herabregulation der FaGT1 bestätigt werden. Die transfizierten Früchte wiesen zwar nur einen leicht veränderten Phänotyp, aber signifikant reduzierte Anthocyan-Konzentrationen auf. Zusätzlich war auch die Konzentration von Kämpferol-3-glucosid, nicht aber von Quercetin-3-glucosid deutlich erniedrigt.
FaGT3 und FaGT4 werden reifekorreliert und fruchtspezifisch exprimiert. Die Genexpression von FaGT4 wird durch das Pflanzenhormon Auxin negativ kontrolliert, während FaGT3 vermutlich durch Verwundung induziert wird. Für die heterolog exprimierten Proteine konnte in vitro keine enzymatische Aktivität nachgewiesen werden. Die phylogenetische Analyse deutet darauf hin, dass Flavonole beziehungsweise Anthocyanidin-3-glucoside Substrate der FaGT3 und FaGT4 sein könnten.
FaGT5 wird ebenfalls reifekorreliert exprimiert und durch das Pflanzenhormon Auxin negativ reguliert. Das rekombinante Enzym bildet in vitro Glucose-Ester von Benzoe- und Zimtsäure und deren hydroxylierten Derivaten. FaGT5 könnte auch in planta an der Biosynthese der Hydroxyzimtsäureglucose-Ester beteiligt sein, deren Funktion in der Erdbeerfrucht erst ansatzweise verstanden wird.
FaGT6 und FaGT7 sind in vitro multifunktionelle Glycosyltransferasen, die eine breite Substratspezifität aufweisen und eine Vielzahl von Flavonoiden, Hydroxycumarinen und Naphtholen glucosylieren. FaGT7 bildet aus Quercetin zu gleichen Teilen Quercetin-3-glucosid und das bisher nicht in Erdbeerfrüchten nachgewiesene Quercetin-4’-glucosid. FaGT6 katalysiert bevorzugt die Bildung von Quercetin-3-glucosid sowie drei weiterer Monoglucoside und einem Diglucosid und ist das erste biochemisch charakterisierte Enzym, das in grünen und roten Früchten stärker in den Achänen als im Blütenboden exprimiert wird. FaGT7 weist in grünen Achänen ebenfalls eine relativ starke Expression auf. Die Enzyme könnten in planta eine bifunktionelle Rolle übernehmen. Zum einen erscheint eine Beteiligung an der Biosynthese der Flavonolglucoside plausibel, da in grünen Früchten und in Achänen relativ hohe Konzentrationen phenolischer Verbindungen nachgewiesen wurden. Andererseits deuten das breite Substratspektrum und die Induzierbarkeit der Genexpression durch Salicylsäure darauf hin, dass beide Enzyme an der Glucosylierung von Xenobiotika beteiligt sein könnten. Dies wird auch dadurch bekräftigt, dass verschiedene, in die Erdbeerfrucht injizierte, nicht natürliche Substrate in planta glucosyliert werden.
Diese Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Funktion von Glycosyltransferasen während der Fruchtreifung der nicht-klimakterischen Erdbeere bei. Die funktionelle Charakterisierung der FaGT1 durch RNAi stellt den ersten Bericht über die Herabregulation einer Anthocyanidin-3-glucosyltransferase dar.
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Pflanzliche Glycosyltransferasen katalysieren die Übertragung eines aktivierten Zuckermoleküls auf eine Vielzahl verschiedener Verbindungen. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Biosynthese von Sekundärmetaboliten, sind an pflanzlichen Abwehrmechanismen beteiligt und regulieren die Konzentrationen wichtiger Pflanzenhormone. Biotechnologisch können Glycosyltransferasen zur Produktion physiologisch bedeutender Glycoside eingesetzt werden.
Die Sequenzierung der Genome von Arabidopsis thali...
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