Bakterien reagieren auf saure Umweltbedingungen mit der Produktion einer großen Anzahl allgemeiner und spezifischer Stressproteine. Im Rahmen dieser Arbeit wurde in den beiden neutrophilen Bakterien Corynebacterium glutamicum und Listeria monocytogenes unter Einsatz der DNA-microarray Technologie die zur Säuretoleranz führende Antwort untersucht. Die durch den microarray erhaltenen Ergebnisse wurden verifiziert in dem die Regulation einiger durch pH-Stress induzierten Gene mit Hilfe der quantitativen real time RT-PCR überprüft wurde. In C. glutamicum konnten 116 induzierte sowie 90 reprimierte Gene nach pH-Erniedrigung identifiziert werden. Nur wenige dieser Gene wurden bislang in anderen Bakterien im Zusammenhang mit der Säurestress-Antwort beschrieben. Einige dieser induzierten Gene, wurden durch Insertionsmutagenese inaktiviert. Jedoch konnte keine phänotypischen Veränderungen gefunden werden, mit Ausnahme bei dem Gens sigB, welches für ein Regulatorprotein der allgemeinen Stress-Antwort kodiert. Diese Ergebnisse deuten auf eine komplexe und redundante Säure Schock-Antwort von C. glutamicum hin. Der säure-sensitive Phänotyp der sigB-Insertionsmutante zeigt, dass das Säure-Adaptationssystem in C. glutamicum - zumindest teilweise - von SigB abhängig ist. In L. monocytogenes wurde ein genomweites Transkriptionsprofil nach einem durch Salzsäure induzierten Stress erstellt. Salzsäure imitiert das Umweltsignal, welchem Bakterien während der Passage durch das saure Milieu des Magens eines Wirtsorganismus begegnen. Die Ergebnisse der Transkriptom-Analyse des Säureschocks als auch der Säureadaptation wurden mit dem Effekt, der durch eine bloße Temperaturveränderung (von 25°C auf 37°C) hervorgerufen wird, verglichen. Die Untersuchungen deckten eine enge Korrelation zwischen der Säurestress-Antwort und der Induktion von Virulenzgenen auf. Die DNA-microarray Messungen ermöglichten es, einen Vergleich zwischen den beiden Gram-positiven Bakterien anzustellen. Es gibt Hinweise darauf, dass SigB sowohl in C. glutamicum als auch in L. monocytogenes für die Induktion von Säurestress-Genen essentiell ist. Zusammengefasst erweitern die Ergebnisse dieser Arbeit unser Verständnis darüber, welche Gene, mit z. T. unbekannter Funktion, in die Säurestress-Antwort involviert sind und darauf reagieren.
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