Das großzellig anaplastische Lymphom ALCL gehört zur Untergruppe der sogenannten Non-Hodgkin Lymphome und zeichnet sich durch CD30-positive Lymphomzellen aus, die einen T-Zell oder Null-Zell-Phänotyp mit rearrangierten T-Zellrezeptoren aufweisen. In über 50% der ALCL-Fälle findet sich eine t(2; 5) Translokation die zum Fusionsgen NPM/ALK einer onkogenen Tyrosinkinase führt. Das entstehende Fusionsprotein oligomerisiert und wird durch gegenseitige Autophosphorylierung zu einer konstitutiv aktiven Kinase, die mehrere proliferative Signalwege aktiviert und somit zur Transformation der Zelle führt. Dabei scheint die spatio-temporale Expression NPM/ALKs von besonderer Bedeutung für den Phänotyp zu sein, weshalb in der vorliegenden Arbeit die linien- und differenzierungsspezifische Expression des Onkogens genauer untersucht wurde. Ziel der Arbeit war es daher, ein Mausmodell zu etablieren, dass der humanen Entität des großzellig-anaplastischen Lymphoms ähnelt und somit zur näheren Charakterisierung, als auch zur Behandlung mit verschiedenen, neuen Medikamenten verwendet werden kann.
Wie bereits in Vorarbeiten gezeigt wurde, führten Knochenmarks- / Transplantationsmodelle bei denen das Knochenmark retroviral mit NPM/ALK transduziert wurde zu einem histiozytären bzw. plasmazytoiden Phänotyp in Abhängigkeit des verwendeten Virustiters. Aber bislang gibt es kein Mausmodell, welches die humane ALCL widerspiegelt und einen T-Zell Ursprung aufweist. Um eine T-lymphoide Erkrankung in Mäusen zu induzieren wurde daher in dieser Arbeit NPM/ALK linienspezifisch exprimiert. Dazu wurde eine gefloxte Stopkassette zwischen dem retroviralen Promotor und NPM/ALK inseriert. Dieses Konstrukt wurde verwendet, um damit Knochenmark zu infizieren, in welchem Cre zellspezifisch exprimiert wird und es so zu einer gerichteten Expression von NPM/ALK kommen kann. Dabei konnten folgende Erkenntnisse gemacht werden: 1.) Alle transplantierten Mäuse entwickelten eine Erkrankung innerhalb weniger Monate 2.) NPM/ALK führt nicht zu einer Transdifferenzierung, da der Phänotyp der Mäuse der Ursprungszelle entspricht, in welcher die Expression von NPM/ALK stattfindet 3.) Die Ursprungszelle in der die Translokation auftritt, muss eine frühe T-Zelle sein
Es ist gelungen, mit der oben aufgeführten Methode ein Mausmodell zu etablieren, welches einen CD30-positiven, T-lymphoiden Phänotyp mit vergrößerten Lymphknoten und Thymi aufweist und somit die humane Erkrankung in vielen Punkten widerspiegelt. Dieses Modell kann nun verwendet werden, um das Onkogen NPM/ALK im Hinblick auf dessen transformierende Eigenschaft und Auswirkung näher zu untersuchen und damit selektive Inhibitoren gegen das deregulierte Proteine zu entwickeln und zu erproben. Ein Ziel, welches mit dem Tyrosinkinaseinhibitor SC71710 weiter verfolgt wurde. Dieser zeigte eine hohe Spezifität für ALK-positive Zellen und konnte deren Proliferation und die Kinaseaktivität des Onkogens effektiv reduzieren. In einem ALCL-imitierenden Mausmodell zeigte der Inhibitor die Fähigkeit das Tumorwachstum zu verlangsamen und selektiv die ALK-positiven Zellen zu verringern. Es wäre daher denkbar, diesen spezifischen Inhibitor in klinischen Studien weiter an ALCL-erkrankten Patienten zu testen. Auf lange Sicht könnte somit die intensive und mit vielen Nebenwirkungen behaftete Behandlung einer Chemotherapie am Patienten reduziert oder sogar ersetzt werden.
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Das großzellig anaplastische Lymphom ALCL gehört zur Untergruppe der sogenannten Non-Hodgkin Lymphome und zeichnet sich durch CD30-positive Lymphomzellen aus, die einen T-Zell oder Null-Zell-Phänotyp mit rearrangierten T-Zellrezeptoren aufweisen. In über 50% der ALCL-Fälle findet sich eine t(2; 5) Translokation die zum Fusionsgen NPM/ALK einer onkogenen Tyrosinkinase führt. Das entstehende Fusionsprotein oligomerisiert und wird durch gegenseitige Autophosphorylierung zu einer konstitutiv aktiven...
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