Der landwirtschaftliche Sektor in Deutschland ist heute sechsmal so produktiv wie im Jahr 1966. Diese enorme Produktivitätssteigerung wurde in erster Linie damit erreicht, daß der Produktionsfaktor Arbeit in beträchtlichem Umfang durch den Produktionsfaktor Kapital substituiert wurde. Dies wiederum hat derzeit zur Folge, daß mit der sich abzeichnenden Praxisreife automatischer Melksysteme die Kapitalintensität der Milchviehbetriebe beim Einsatz dieser neuen Entwicklung nochmals enorm steigen wird. Inwieweit sich diese neue Technik vor allem in den bäuerlichen Betrieben durchsetzen wird, ist in erster Linie von der Rentabilität und somit vom direkten Kostenvergleich des AMS mit konventioneller Melktechnik abhängig. Dies wiederum hat zur Folge, daß für direkte Vergleiche genaue Kalkulationsdaten notwendig sind, damit für die Kostenunterschiede eindeutige Aussagen möglich sind.
Deshalb werden in dieser Arbeit die laufenden Betriebskosten des AMS, für die bisher noch keine gesicherten Daten vorliegen, analysiert.
Der Stromverbrauch und seine Ausrichtung nach elektrizitätswirtschaftlichen Gesichtspunkten wird hierbei besonders berücksichtigt. Für die Anfertigung dieser Arbeit wurden auf dem Betrieb mit dem ersten automatischen Melksystem in Bayern über mehrere Monate hinweg Untersuchungen durchgeführt.
Zunächst wurde der Stromverbrauch getrennt für den Bereich Milchgewinnung mit dem AMS und Milchlagerung mit einer Eiswasserkühlanlage erfaßt. Die Daten für den Wasserverbrauch des AMS wurden ebenfalls auf dem Betrieb durchgeführt. Für die Kalkulation der weiteren Betriebskosten wurde die Datenbasis durch Befragung des Betriebsleiterehepaares ermittelt.
Der Stromverbrauch für die Milchgewinnung konnte, nach detaillierten Einzelanalysen der Leistungsaufnahme, mit den gewählten Einstellungen am AMS, in Abhängigkeit von der Milchmenge, mit folgender Formel kalkuliert werden: Stromverbrauch/Jahr (kWh) = 3.769 + 0,0318 • M, wobei M=jährliche Milchmenge in kg.
Für den Betrieb mit 44 Kühen und einer Durchschnittsleistung von 8.000 kg je Kuh, wurde ein Jahresstromverbrauch von 14.963 kWh kalkuliert. Ein 2x4 Fischgrätenmelkstand benötigt für die gleiche Herde 7.600 kWh pro Jahr. Bedingt durch den hohen Tagstromanteil beim FGM errechnete sich bei den Stromkosten nur eine Differenz von knapp 1.300 DM zwischen beiden Systemen. Für die Kalkulation der Stromkosten wurden standortspezifische Stromtarife zugrunde gelegt, und die 96-Stunden-Leistungswerte für die Berechnung verwendet.
Angesichts der Vorteile wie Arbeitszeiteinsparung, mehrmaliges Melken und einer Vielzahl von Überwachungsmöglichkeiten und Informationen zu jeder Einzel-Kuh, erscheint der höhere Stromverbrauch für das AMS durchaus gerechtfertigt und führt auch hinsichtlich der Gesamtkosten nicht zu einer Belastung, welche die Rentabilität des AMS ernsthaft in Frage stellt.
Beim Wasserverbrauch ergaben sich für das AMS Verbrauchswerte, die in etwa der Größenordnung der Werte eines 2x4 FGM entsprechen. Bei den ermittelten Bedarfswerten für Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie den sonstigen Betriebsstoffen, errechneten sich laufende Betriebskosten, die im Vergleich zum FGM keine bedeutenden Unterschiede aufweisen. Beim jährlich abzuschließenden Wartungsvertrag, der den Landwirt zu acht periodischen Wartungen, einschließlich der Inanspruchnahme des 24- Stundenservice berechtigt, besteht mit 5.000 DM die größte Kostendifferenz zur konventionellen Melktechnik.
Für eine zuverlässige Betriebsbereitschaft an 365 Tagen rund um die Uhr ist angesichts der vielen hochwertigen Bauteile des AMS eine qualifizierte periodische Anlagenwartung unbedingt erforderlich. Deshalb ist für diese Anlage mit einem Investitionsbedarf von knapp 300.000 DM der jährliche finanzielle Aufwand für den Wartungsvertrag vertretbar.
Für den Bereich der Milchlagerung ergab sich für den untersuchten Betrieb ein Verbrauch von 0,029 kWh/kg Milch. Mit einem Nachtstromanteil von 77% für die Kühlung nutzt der Betrieb die Vorteile der Eiswasserkühltechnik optimal aus, so daß im Bereich der Milchlagerung keine weitere Möglichkeit besteht, über ein verändertes Verbrauchsverhalten Stromkosten einzusparen. Als Gesamtergebnis kann festgehalten werden, daß die kalkulierten laufenden Betriebskosten, nach den bisherigen Erkenntnissen ohne Berücksichtigung der Reparaturkosten, keinen entscheidenden Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit des AMS im Vergleich zu konventioneller Melktechnik ausüben.
Vielmehr wird es von den Fest- und Finanzierungskosten und den möglichen monetär quantifizierbaren Vorteilen, die ein AMS mit sich bringt, abhängen, ob sich diese Technik auf lange Sicht durchsetzt.
«
Der landwirtschaftliche Sektor in Deutschland ist heute sechsmal so produktiv wie im Jahr 1966. Diese enorme Produktivitätssteigerung wurde in erster Linie damit erreicht, daß der Produktionsfaktor Arbeit in beträchtlichem Umfang durch den Produktionsfaktor Kapital substituiert wurde. Dies wiederum hat derzeit zur Folge, daß mit der sich abzeichnenden Praxisreife automatischer Melksysteme die Kapitalintensität der Milchviehbetriebe beim Einsatz dieser neuen Entwicklung nochmals enorm steigen wir...
»