Die Gruppenhaltung im Offenlaufstall kann wesentlich zur Verbesserung der Haltungsbedingungen und zur Erfüllung der natürlichen Bedürfnisse der Pferde beitragen. Die Fütterungseinrichtungen und -verfahren im Laufstall nehmen dabei eine wichtige Stellung ein, da sie sowohl eine bedarfsgerechte, individuelle Versorgung der Pferde als auch ein optimales Tierverhalten gewährleisten müssen. Günstige arbeitswirtschaftliche Bedingungen und eine geringe wirtschaftliche Belastung sind weitere Anforderungen, die an ein Fütterungssystem zu stellen sind.
Zur Fütterung von Pferden in Laufstallhaltung stehen preiswerte Lösungen in Form von Freßständen oder Vorratsraufen mit manueller Beschickung bis hin zu Freßständen mit elektromagnetischer Einzeltiererkennung und rechnergestützten Verfahren für die Grund- und Kraftfutterfütterung zur Verfügung. Voraussetzung für eine automatisierte Futterversorgung ist eine elektronische Tieridentifizierung. Bewährt haben sich hierfür injizierbare Transponder, die die Forderung nach einer dauerhaften, sicheren und tierverträglichen Befestigung erfüllen.
Die bisherigen Erfahrungen aus mehreren Betrieben haben gezeigt, daß mit rechnergestützten Kraftfutterabrufstationen für die Pferde in einer Gruppe eine tierindividuelle, bedarfsgerechte und futterzeitunabhängige Kraftfutterversorgung erreicht werden kann. Ebenso ist es gelungen, auch den rangniedrigen Pferden eine gesicherte und streßfreie Futteraufnahme zu ermöglichen.
Vorratsraufen mit Einzeltiererkennung erlauben den Pferden eine synchrone Futteraufnahme von Grund- und Kraftfutter, wobei eine limitierte Versorgung und/oder die Verabreichung unterschiedlicher Mengen bzw. Arten von Futtermitteln möglich sind. Für Benachteiligungen rangniederer Tiere gab es in den Versuchsreihen keinerlei Hinweise.
Im Januar, Mai und Juli 1997 fanden Beobachtungen an 13 Pferden in einem Offenlaufstall mit rechnergesteuerten Freßständen, die von der Landtechnik Weihenstephan entwickelt wurden, statt. Dabei wurde in konventionelle Freßstände ein Sperrschieber eingebaut, der den Zugang zum Futter entweder freigibt oder versperrt. Sobald ein Pferd den Freßstand betritt, wird es identifiziert und der Prozeßrechner prüft, ob das Pferd Futteranrecht hat. Bei Futteranrecht wird über einen motorgetriebenen Seilzug der Sperrschieber nach unten bewegt und die Futteraufnahme ermöglicht.
Ziel der Arbeit war, anhand Verhaltensbeobachtungen die Auswirkungen der rechnergesteuerten Freßstände sowohl auf das Rangordnungsverhalten als auch das Freßverhalten der Versuchstiere zu überprüfen. Die Beobachtungen erfolgten visuell über einen Zeitraum von 33 Stunden und mit Hilfe vom Rechner gespeicherten Daten.
Die Rangverhältnisse wurden anhand der durchschnittlichen und täglichen Häufigkeit der Rangauseinandersetzungen, des Rangindex und der Aggressionsstärke der Rangauseinandersetzungen dargestellt. Die häufigsten Interaktionen konnten bei dem ranghohen Pferd 3 festgestellt werden. Die meisten aggressiven Auseinandersetzungen zeigte das im Steppenpferdtypus stehende Pferd 15. Selten waren die rangniedrigen Pferde an Rangkämpfen beteiligt. Die Ermittlung des Rangindex durch das Verhältnis der geklärten Rangauseinandersetzungen brachte eine eindeutige Rangordnung. Im Beobachtungszeitraum hielten sich die Rangauseinandersetzungen zwischen den Versuchstieren im Vergleich zu bisherigen Untersuchungen in Grenzen. Alle Pferde der Gruppe verließen nach Futteraufnahme sowohl die Heustände als auch den Kraftfutter/ Silagestand freiwillig und konnten problemlos rückwärts hinaus treten. Eine zusätzliche Fütterung von einzelnen Pferden muß unbedingt außerhalb der Laufstallanlage erfolgen, um die dabei entstehenden gefahrliehen Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Das Freßverhalten an den rechnergesteuerten Freßständen wurde anhand der Verzehrgeschwindigkeit von Maissilage und Heu, den Besuchshäufigkeiten, der Aufenthaltsdauer und der Belegdichte in den Freßständen dargestellt. Sämtliche Ergebnisse wurden ausschließlich über die vom Computer gespeicherten Daten ermittelt. Die Verzehrgeschwindigkeiten der Pferde wurden hauptsächlich durch den Pferdetyp, das Alter und die Futterart bestimmt. Die im Ponytypus stehenden Tiere zeigten sehr schnelle Verzehrgeschwindigkeiten, während das alte Pferd 7 für die Futteraufnahme die längste Zeit benötigte.
Die Ergebnisse zum Freßverhalten an den rechnergesteuerten Freßständen zeigten, daß die Pferde die neue Anlage sofort akzeptierten und ihre zugeteilte Tagesration über den ganzen Tag verteilt abholen konnten. Dabei waren tierindividuelle Unterschiede im Futterabrufverhalten zu beobachten. Die Belegung der Freßstände im Tagesablauf war besonders durch die jeweiligen Futterzeiten gekennzeichnet. Während des Tages waren im Kraftfutter-/Silagestand Belegdichten von 35 min/Stunde und in den drei Heuständen jeweils von 25 min/Stunde zu verzeichnen. Dabei verbrachten die 13 Pferde im Kraftfutter/ Silagestand pro Tag 13,5 Stunden und in den Heuständen jeweils 8,5 Stunden. In dieser Zeit wurden im Kraftfutter-/Silagestand 187 Besuche registriert, wobei bei 39 Besuchen Futter aufgenommen wurde. Die Pferde erhielten in diesem Freßstand in nur 25 % ihrer Besuchszeit Futter, während sie in den Heuständen in 60 % ihrer Besuche Futteranrecht hatten. Die zeitliche Standbelegung durch Besuche ohne Futteranrecht war allerdings in allen Freßständen gering, diese Besuche lagen meistens unter 1 min Dauer. Anzeichen für eine hastige und unvollkommene Futteraufnahme besonders von rangniedrigen Tieren waren nicht zu verzeichnen. Bis auf eine Ausnahme erhielten alle Pferde ihre zugeteilte Tagesration. Zusammenhänge zwischen Freßverhalten und Rangordnung konnten nicht festgestellt werden.
Die Ergebnisse zeigen, daß mit rechnergesteuerten Freßständen eine reibungslose, automatisierte und tierindividuelle Versorgung von Pferden mit Grund- und Kraftfutter gewährleistet werden kann. Dabei können die Tiere ihr Futter synchron, d.h. im Herdenverband in mehreren Freßständen aufnehmen. Die dadurch entstehenden Ausweichmöglichkeiten bewirken ein sehr günstiges Verhalten der Pferde mit wenigen Rangauseinandersetzungen und keine Benachteiligungen rangniederer Tiere. Dennoch sollte Kraftfutter in einem weiteren Freßstand angeboten werden, um noch mehr Ausweichmöglichkeiten zu schaffen und die Besuchsfrequenz zu verringern.
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Die Gruppenhaltung im Offenlaufstall kann wesentlich zur Verbesserung der Haltungsbedingungen und zur Erfüllung der natürlichen Bedürfnisse der Pferde beitragen. Die Fütterungseinrichtungen und -verfahren im Laufstall nehmen dabei eine wichtige Stellung ein, da sie sowohl eine bedarfsgerechte, individuelle Versorgung der Pferde als auch ein optimales Tierverhalten gewährleisten müssen. Günstige arbeitswirtschaftliche Bedingungen und eine geringe wirtschaftliche Belastung sind weitere Anforderung...
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