Abstract:
In der vorliegenden Studie untersuchten wir in einem Inflammationsmodell in Ratten die Pharmakodynamik von Atracurium im Verhältnis zur Expression von Azetylcholinrezeptoren und dem Plasmaprotein α1 -saures Glykoprotein (α1 -AGP).
Zur Induktion einer Inflammationsreaktion injizierten wir männlichen Sprague-Dawley Ratten 56 mg/kg Corynebacterium parvum intravenös. An den Tagen 0, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 oder 16 nach Infektion wurde durch evozierte Mechanomyographie die individuelle Effektivitätsdosis (ED50) von Atracurium, sowie die nötige Infusionsrate für eine 50%ige neuromuskuläre Blockade bestimmt. Atracurium Gesamtplasmaspiegel und die freie Fraktion wurden mit HPLC gemessen. Die Azetylcholinrezeptoren wurde mit 125I-alpha-Bungarotoxinbindung quantifiziert. α1 -AGP Spiegel wurden mit einem Chemilumineszenz Immunoassay bestimmt.
Die ED50 war an den Tagen 4, 6 und 8 erhöht. Atracurium Gesamtplasmaspiegel während 50%iger neuromuskulärer Blockade waren an den Tagen 4, 6, 8 und 10 (Maximum an Tag 8: 8,0 ± 1,3 µg/ml) im Vergleich zu der Kontrollgruppe (4,23 ± 0,82 µg/ml) erhöht. Die α1 -AGP Spiegel waren im Vergleich zur Kontrollgruppe (0,61 ± 0,33 mg/ml) zwischen den Tagen 2 und 10 erhöht, mit einem Gipfel an Tag 4 (6,52 ± 1,45 mg/ml). Weder die freie Atracuriumfraktion bei einer 50%igen Blockade, noch die Expression des Azetylcholinrezeptors zeigten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Wir folgern daraus, dass die Resistenz gegen Atracurium während einer systemischen Inflammation auf eine erhöhte Plasmaproteinbindung an α1 -AGP zurückzuführen ist und unabhängig ist von Veränderungen am Azetylcholinrezeptor.