Das AMS hat in den letzten Jahren seine ersten praxisreifen Einsätze mit den daraus resultierenden Vor- und Nachteilen für die Landwirtschaft absolviert. Zu den arbeitswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verbesserungen ist in vielen Arbeiten ausführlich berichtet worden. So ist derzeit häufig die Frage zum AMS zu hören, ob die in den Systemen verwendete Sensorik zur rechtzeitigen Selektion der Milch von mastitiserkrankten Kühe nach der Milch-VO ausreichend ist. Diese Frage sollte anhand des AMS-Systems "Astronaut" von der Firma Lely untersucht und bewertet werden. Dazu wurde auf einem Versuchsbetrieb ab dem Zeitpunkt der ersten mit dem AMS stattfindenden Melkung mit der Aufzeichnung der gelieferten Daten begonnen. Insgesamt standen somit Informationen von 5 Monaten für die Analyse zur Verfügung. Weiterhin wurde an 3 Tagen, jeweils im Abstand von einer Woche Proben aus dem Vorgemelk gezogen und neben den Milchinhaltstoffen der Zellgehalt untersucht. Zur gleichen Zeit wurde eine Probe zur bakteriologischen Auswertung entnommen.
Während der Aufzeichnungszeit wurden vom AMS zwischen 30 und 36 Kühe gemolken und die gemessenen und durch das Herdenmanagementprogramm errechneten Informationen (Milchmenge, Leitfähigkeit usw.) festgehalten. In dieser Zeit sind vom Betrieb mehrere Kühe abgegeben und ebenso frischmelkende Jungkühe zugekauft worden. Die durchschnittliche Jahresmilchleistung der Herde, die nach ökologischen Bestimmungen (Bioland) gehalten wird und je zur Hälfte aus Braunvieh und Schwarzbunt besteht, lag bei ca. 5.700 kg.
Unerwartet einfach und ohne größere Probleme gestaltete sich die Eingewöhnung der Kühe, die gleichzeitig die Umstellung vom Anbindestall in einen Laufstallbetrieb zu vollziehen hatten. Die während dieser Umbauarbeiten mangelhaften Liegebereiche führten zu gehäuft auftretenden Eutererkrankungen. Beim Gesundheitszustand der Herde, der vor der Umstellung schon im unbefriedigenden Bereich von 300.000 bis 400.000 Zellen je ml Milch lag, ließ sich bisher keine Verbesserung feststellen. Dieses Ergebnis konnte mit den vom LKV monatlich erfolgten Untersuchungen der gesamten Herde bestätigt werden, wobei 15 während dieser Zeit laktierende Kühe analysiert wurden. Hierbei konnten zwar größere Schwankungen innerhalb der Zellgehaltsklassen beobachtet werden, doch deren positive und negative Ausschläge ließen keinen eindeutigen Trend zur Verschlechterung oder Verbesserung der Eutergesundheit erkennen.
Aus dem gesamten Datenmaterial wurde für alle Kühe der Verlauf der vier Leitfähigkeitswerte der einzelnen Euterviertel zusammen mit der täglichen Milchleistung analysiert. Da die Euterviertel nach der IDF-Richtlinie eingeordnet waren, wurden jeweils zwei gesunde und zwei kranke Kühe ausgewählt und in dieser Arbeit näher betrachtet. Dabei konnten bei den erkrankten Kühen starke Schwankungen der Leitfähigkeitswerte, das Abweichen eines Viertelwertes zu den anderen und ein schlagartiger Rückgang der Milchleistung beobachtet werden, die bei den zwei Kühen mit vier gesunden Eutervierteln nicht festgestellt wurden. Allerdings treten diese Schwankungen bei den Leitfähigkeitswerten und bei der täglichen Milchleistung bei den Kühen mit erkrankten Eutervierteln überhaupt nicht oder nicht auffällig genug auf, wie an zwei näher untersuchten Kühen aufgezeigt werden konnte. Daraus ist zu erkennen, daß das AMS nicht bei allen Eutervierteln eine Mastitiserkrankung erkennen und dementsprechend einen Alarmhinweis geben kann.
Zur Überprüfung der vom AMS ermittelten Leitfähigkeitswerte sind diese mit dem somatischen Zellgehalt, der im Labor untersucht wurde, verglichen worden. Um einen Zusammenhang zwischen den beiden Parametern zu bekommen, wurde von den Leitfähigkeitswerten der drei Versuchsprobenahmen das geometrische Mittel gebildet. Beim Zellgehalt ist ebenfalls das geometrische Mittel für die drei Untersuchungsergebnisse verwendet und zur besseren Angleichung an die Normalverteilung anschließend mit dem natürlichen Logarithmus transformiert worden. Die daraus errechnete Korrelation nach PEARSON lieferte einen Wert von 0,541. Dieser Wert liegt im Bereich der von anderen Studien veröffentlichten Zahlen für den Zusammenhang zwischen elektrischer Leitfähigkeit und Zellgehalt. Die Höhe der Korrelation stellt dennoch für die Mastitiserkennung kein befriedigendes Ergebnis dar. Allerdings ist zu beachten, daß das AMS nicht die absolute Höhe der Leitfähigkeit zur Alarmierung verwendet, sondern anhand der Abstände der einzelnen Euterviertel zu dem Viertel mit dem niedrigsten Wert Hinweise ausgibt. Zusätzlich wird auf die vorangegangenen Meßwerte als Vergleich zurückgegriffen und nur bei einer den Schwellenwert überschreitenden Abweichung alarmiert.
Nach der IDF-Richtlinie wurden von insgesamt 115 Euterviertel nur 54 als gesund mit normaler Sekretion ausgewiesen. Bei weiteren 14 wurde eine Sekretionsstörung, bei 15 eine latente Infizierung nachgewiesen. Eine Mastitis konnte bei 32 Eutervierteln ermittelt werden. Von den eindeutig als gesund (normale Sekretion) und krank (Mastitis) eingestuften Euterviertel meldete das AMS anhand der voreingestellten Grenzwerte bei 2 % bzw. 31 % einen Alarm für Eutererkrankung. Der Anteil für die erkannten mastitiskranken Viertel von 31 % stellt kein befriedigendes Ergebnis dar. Durch die weitergehende Informationsauswertung der Daten des AMS konnte die Erkennungsrate von Mastitis auf 59 % gesteigert werden. Dies wird dadurch erreicht, daß bei einem alarmierten Euterviertel einer Kuh auch die anderen untersucht und bei einer Entzündung dem AMS als erfolgreiche Alarmierung angerechnet wurden. Dieser Vorgang entspricht der Praxis, da die Alarmierung eines Viertels zur weitergehenden Untersuchung führen sollte, die dann an allen vier Eutervierteln durchgeführt wird. Entsprechend errechnete sich die Spezifität mit 98 %, was bedeutet, daß ein nicht alarmiertes Euterviertel mit einer 98 %-igen Wahrscheinlichkeit auch tatsächlich gesund ist.
Abschließend bleibt festzuhalten, daß eine erfolgreiche Mastitiserkennung vom Einsatz und der Motivation des Betriebsleiters abhängt, wie es prinzipiell auch schon in den herkömmlichen Melksystemen der Fall ist. Das Datenmaterial vom AMS muß dabei durch zusätzliche Informationen und eine erhöhte Kontrolle der Herde ergänzt werden. Dennoch sollte die Sensorik der automatischen Melksysteme zur Erkennung der Eutererkrankungen verfeinert und ausgereift werden, wozu bei den Herstellern bereits erste Ansätze erkennbar sind.
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Das AMS hat in den letzten Jahren seine ersten praxisreifen Einsätze mit den daraus resultierenden Vor- und Nachteilen für die Landwirtschaft absolviert. Zu den arbeitswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verbesserungen ist in vielen Arbeiten ausführlich berichtet worden. So ist derzeit häufig die Frage zum AMS zu hören, ob die in den Systemen verwendete Sensorik zur rechtzeitigen Selektion der Milch von mastitiserkrankten Kühe nach der Milch-VO ausreichend ist. Diese Frage sollte anhand des...
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