Der fast in Vergessenheit geratene Tretmiststall erlebt seit einigen Jahren einen beachtlichen Aufschwung. Dabei spielen neben diversen betriebsspezifischen Gesichtspunkten vor allem Aspekte einer tierartgerechteren Aufstallung eine gewichtige Rolle. War das System bislang nahezu ausschließlich der Bullenmast und Jungviehaufzucht vorbehalten, so favorisieren neuerdings auch einige Milchviehbetriebe diese Variante der Laufstallhaltung. Der Einfluß des Tretmiststalles auf das Verhalten von Milchkühen ist bislang jedoch kaum erforscht. Aus diesem Grund wurden Untersuchungen angestellt, mit dem Ziel, Grunddaten des Herdenverhaltens zu erfassen. Vor allem galt es herauszufinden, ob bzw. welche Unterschiede im Vergleich zu anderen Laufstallsystemen - insbesondere zum Liegeboxenstall - bestehen. Ausgangsbasis der durchgeführten Verhaltensbeobachtungen war die Milchviehherde eines praktischen Betriebs. Der Versuchsstall entsprach dem neuesten Wissensstand zum Thema "Tretmist für Milchvieh". Die Aktivitäten der 25-köpfigen Herde wurden über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg mittels Videokamera kontinuierlich verfolgt. Als Beobachtungsgrundlage diente keine Stichprobe der Herde, sondern eine festgelegte Teilfläche des Stalles. Es sollte überprüft werden, wie sich die damit einhergehende Reduzierung des technischen Beobachtungsaufwands hinsichtlich Genauigkeit und Aussagekraft der Ergebnisse verhält, das heißt, ob eine derartige Vorgehensweise als Alternative zu den übrigen Methoden der kinematographischen Verhaltensbeobachtung in Laufställen gelten kann. Für die Auswertung wurde ein Zeitintervall von 2 Minuten gewählt. Die Einteilung der Tiere erfolgte nach den Kriterien "Aktivität" und "Stallbereich". Während in den ersten beiden Auswertungsgängen eine strikte Trennung bestand, sah der dritte eine kombinierte Betrachtung beider Blöcke vor. Die Aktivitäten wurden unterschieden in * Liegen, * Stehen/Gehen, * Fressen, * Saufen. Als Aufenthaltsorte standen 5 Möglichkeiten zur Wahl: * Liegebereich oben, * Liegebereich unten, * Laufgang, * Krippe, * Tränke. Die beiden letzteren dienten lediglich einer feineren Untergliederung. Sie stellten Teilbereiche von Liegefläche und Laufgang dar. Der Nachweis, daß die im Beobachtungsfeld erfassten Tiere eine repräsentative Stichprobe der Herde darstellten, wurde mit Hilfe des Chi2-Tests geführt. Hinsichtlich gewisser Aktivitäten und Aufenthaltsorte war dennoch eine Präferenz für die nicht beobachtete Teilfläche festzustellen, die die Ermittlung von spezifischen Korrekturfaktoren erforderlich machte. Das Aktivitätsmuster für die Melkzeiten wurde empirisch ermittelt. Im folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse des vorliegenden Versuchs zusammengefasst werden: Die in den Untersuchungen erprobte Beobachtungsvariante erwies sich für Verhaltensanalysen im Laufstall als grundsätzlich geeignet. Voraussetzung ist eine sorgfältige Auswahl des Beobachtungsfeldes. Es sollte alle Funktionsbereiche des Stalles anteilig enthalten. Dann ist es möglich, das Videosystem, das bislang aufgrund seiner geringen Bildauflösung bei Verhaltensbeobachtungen in ausgedehnten Laufstallsystemen kaum Verwendung fand, als Alternative zu den technisch aufwendigeren V erfahren der Photogrammetrie einzusetzen. Der verwendete Auswertungsmodus zielte darauf ab, mit den im Beobachtungsfeld erhaltenen Informationen Aussagen zum Herdenverhalten im gesamten Stallbereich machen zu können. Durch die Auswertung in drei Blöcken sowie die für einzelne Aktivitäten und Aufenthaltsorte erforderlichen Korrekturfaktoren bedingt, zeigen die Ergebnisse einiger Verhaltensparameter beim Quervergleich zwischen den Auswertungsblöcken leichte Abweichungen. In der folgenden Ergebnisdarstellung sind diese Resultate daher nicht als exakter Zahlenwert, sondern in Form von Spannen angegeben. Die Melkzeiten nahmen 4,6 Prozent oder 66 Minuten der 24-stündigen Versuchsperiode in Anspruch. Dabei entfielen 36 Minuten auf "Warten" und "Melken". Der Rest konnte der Aktivität "Fressen" zugeschlagen werden. Für die durchschnittliche tägliche Gesamtliegezeit je Tier errechnete sich ein Ergebnis von 420 bis 462 Minuten. Ein Vergleich mit den Literaturdaten zum Liegeverhalten in Laufstallsystemen zeigt, daß dieser Wert als äußerst niedrig anzusehen ist. Als bevorzugter Ort für die Aktivität "Liegen" konnte der hintere Teil der Liegefläche ausgemacht werden. 96 Prozent der gesamten Liegezeit wurden dort verbracht. Im Tagesverlauf waren 5 Liegeperioden zu beobachten, wobei der Anteil liegender Tiere zwischen 0 und 100 Prozent schwankte. Die größte lag zwischen Mitternacht und dem morgendlichen Melken. Die anderen verteilten sich - unterbrochen durch die jeweiligen Melk- und Freßzeiten - ziemlich gleichmäßig über den Tag. Bei der Aktivität "Liegen" konnte als einzige eine deutliche Präferenz für den nicht beobachteten Teil des Stalles festgestellt werden. Auf das Lokomotionsverhalten entfielen durchschnittlich 557 bis 593 Minuten je Tier und Tag, wobei keine Unterteilung in "Stehen" und "Gehen" vorgenommen werden konnte. Die Literaturangaben zum Lokomotionsverhalten in Laufställen sind überwiegend deutlich niedriger angesiedelt. Bei den Aufenthaltszeiten an den Versorgungseinrichtungen stimmen die ermittelten Werte dagegen weitgehend mit den in der Literatur genannten überein. Der Anteil der Aktivität "Fressen" belief sich im Mittel auf 338 bis 413 Minuten je Tier und Tag. Eine scharfe Trennung der Freßperioden im Tagesablauf ließ sich nicht beobachten. Obwohl ein deutlicher Bezug zu den Futterzeiten bestand, gingen die einzelnen Freßzeiten fließend ineinander über. Trotz eines Freßplatz - Tier - Verhältnisses von 1 : 1 waren nie alle Tiere gleichzeitig an der Krippe versammelt. Der Anteil nachts fressender Tiere war bedeutungslos. Die Aktivität "Saufen" konnte mit 1 Prozent oder knapp 15 Minuten den geringsten Teil des Tages für sich verbuchen. Ihr Schwerpunkt lag im zweiten Tagesabschnitt zwischen den beiden Melkzeiten. Bei der Auswertung nach Stallbereichen zeigte sich eine deutliche Bevorzugung der Liegefläche. 57,8 Prozent des Tages oder 832 Minuten wurden dort verbracht, wobei vor allem dem hinteren Teil des Liegebereichs mit 668 Minuten große Bedeutung zukommt. Die Tatsache, daß knapp ein Drittel dieser Zeit auf die Aktivitäten "Stehen" und "Gehen" entfiel, deutet auf erhöhte Unruhe in diesem Bereich hin, womit sich die von den Literaturdaten abweichenden Ergebnisse in den Funktionskreisen "Liegen" und "Lokomotion" erklären ließen. Der untere Teil der Liegefläche wurde vorwiegend als "Transitstrecke" zwischen den Funktionsbereichen "Ruhen" und "Fressen" benutzt. Durchschnittlich 164 Minuten verbrachten die Tiere in diesem Stallabschnitt. Die mittlere tägliche Zeit auf dem Laufgang betrug 572 Minuten, wobei für die Teilfläche an der Krippe bereits 370 Minuten anzurechnen waren. Aus den im vorliegenden Versuch gewonnenen Ergebnissen zum Herdenverhalten von Milchvieh im Zweiraum-Tretmiststall lassen sich erste Anhaltspunkte für Modifikationen des Stallsystems "Tretmist" ableiten. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht dabei der Liegebereich, genauer gesagt der für das Liegen vorwiegend aufgesuchte hintere (obere) Teil der Liegefläche. Um den Tieren dort die nötige Ruhe und den erforderlichen Schutz zu gewähren, erscheint es notwendig, diesen Teilbereich räumlich zu untergliedern. Eine Raumaufteilung, die zwischen den Extremen der völligen Unstrukturiertheit des Tretmiststalles und der nach allen Seiten begrenzten Einzelliegefläche im Liegeboxenstall angesiedelt ist, dürfte dabei am zweckmäßigsten sein. Für die Gestaltung der Abtrennungen empfiehlt sich eine "geschlossene" Ausführung ohne Sichtkontakt zur benachbarten "Ruhezone". Aufgabe weiterer Untersuchungen muß es sein, sich insbesondere mit dem Einzeltier- und Sozialverhalten eingehend auseinanderzusetzen. Nur dann wird es gelingen, konkretere Ansätze für bauliche Veränderungen zu erarbeiten, welche die Haltungsbedingungen verbessern, ohne dabei den kontinuierlichen Mistfluß - und damit das Grundprinzip des Tretmiststalles - zu gefährden.      «

Der fast in Vergessenheit geratene Tretmiststall erlebt seit einigen Jahren einen beachtlichen Aufschwung. Dabei spielen neben diversen betriebsspezifischen Gesichtspunkten vor allem Aspekte einer tierartgerechteren Aufstallung eine gewichtige Rolle. War das System bislang nahezu ausschließlich der Bullenmast und Jungviehaufzucht vorbehalten, so favorisieren neuerdings auch einige Milchviehbetriebe diese Variante der Laufstallhaltung. Der Einfluß des Tretmiststalles auf das Verhalten von Milchkü...     »

The "Tretmiststall" (a loose housing system for cattle with solid manure on a sloped lying - area), which had at one time almost been forgotten, has become considerably popular over the past few years. Apart from certain operational points of view, the important factor taken into consideration is to provide a more suitable type of housing for the animals. This example of loose housing system, reserved up till now mainly for young bull fattening and young cattle raising, has recently been favoured by some dairy farms. As yet, the effect of a "Tretmiststall" on the behaviour of dairy cattle has hardly been investigated. For this reason, investigations have been set up to obtain basic data relating to the behaviour pattern of the herd. The main aim was to find out whether there are differences in behaviour on comparison with other housing systems - in particular with cubicle housing. The observations were carried out on a herd in a practising dairy farm. The standard of the experimental housing was up - to - date with regard to what is presently known about "Tretmist" for dairy cattle. The movements of the herd of 25 cows were continually followed and recorded over a time period of 24 hours by means of a videocamera. The object of observation was a fixed area of the "house" and not random samples of the herd. One wanted to check how this method of observation, a more convenient one requiring less technical effort, is related to the exactness and strength of evidence of the results. In other words, whether this way of investigation can provide an acceptable alternative to the other methods of cinematographic observations of behaviour in loose housing. For evaluation, a time interval of two minutes was chosen. The distribution of the animals was recorded according to the criteria "Activity" and "House area". For the first two courses of analysis, these criteria were evaluated separately. The third analysis involved a combined evaluation of the two criteria groups. "Activity" was sub-divided into the following' characteristics of behaviour: * Lying, * Standing/Walking, * Eating, * Drinking. The areas of location provided 5 possibilities: * Berth area above, * Berth area below, * Walking passage, * Trough, * Drinking place. The last two locations allow for a more detailed division. They represent sections of the berth area and walking passage. Chi2-square tests were carried out to prove that the animals, which were present in the field of observation, were a representative random sample of the herd. With regard to certain activity behaviour and areas of location, it was seen that there was a preference for sections which were not under Observation - this made it necessary to determine specific correction factors. The pattern of activity during the times of milking was determined empirically. The most important results of the above experiment are summarized as follows: The method of observation used in these investigations proved to be suitable for analysis of behaviour in loose housing. However, one must make a careful choice beforehand of the field of observation. All the regions of activity in the "house" must be proportionately included. It is then possible to employ this video system, which up till now was hardly used for observations of behaviour in extensive loose housing systems due to its limited image resolution, as an alternative to the more complicated technical procedure of photographic surveying. The mode of evaluation taken to interpret the information obtained from the limited field of observation aims to make Statements for the behaviour of the herd in the entire housing region. The results of certain parameters of behaviour by cross comparison between the groups of evaluation show slight deviations. This is due to division into three groups as well as the necessity to incorporate correction factors for individual activities and locations. Therefore, the following presentation of these results are not given in exact figures but in the form of time spans instead. The milking times took up 4.6 percent or 66 minutes of the 24-hour time period. Thereby, 36 minutes were spent on "Waiting" and "Milking". The rest of the time could be added to the activity "Eating". The total lying time per animal was calculated as a daily average of 420 - 462 minutes. When compared with Iiterature data on lying behaviour in loose housing systems, this value is regarded as extremely low. The favourite place for the activity "Lying" was the rear section of the lying area. 96 percent of the total lying time was spent there. Over the course of the day, 5 lying periods were observed, the number of lying animals taking part varied between 0 and 100 percent. The Iongest period of lying took place between midnight and time of morning milking. The other periods were spread quite evenly over the day - with interruptions for milking and feeding. The activity "Lying" was the only behaviour criterium where a definite preference for the unobserved section of the house was recorded. The time spent on locomotion took up, on average, 557 - 593 minutes per animal and day, whereby no division into "Standing" and "Walking" could be made. The Iiterature data on locomotion behaviour are, on the whole, clearly lower. On the other hand, the evaluated time periods spent at the feeding Stations correspond with those given in the literature references. The period of activity "Eating" lasted on average 338 - 413 minutes per animal and day. A distinct separation between the eating periods over the course of the day was not observed. Although there was an apparent relation to the feeding times, the individual periods of eating merged in with one another. Despite a proportionate ratio for "feeding place - animal" of 1 : 1, the animals were never present at the trough all at the same time. The proportion of night - feeding animals was insignificant. The activity "Drinking" was recorded as 1 percent or just 15 minutes: the smallest part of the day. This took place mainly in the second half of the day between the two milking periods. 91. By evaluating according to regions of the "house", it is apparent that there was a distinct preference for the berth area. 57.8 percent of the day or 832 minutes were spent there, whereby the rear end of the berth area was of main importance with 668 minutes. The fact that almost a third of this time was spent on "Standing" and "Walking" points out, that there is an increased restlessness in this area, which could explain for the results differing from those in the literature for the functions "Lying" and "Locomotion". The lower part of the berth area was used mainly as a "route of transit" between the functional areas "Resting" and "Eating". The animals spent, on average, 164 minutes in this housing section. The daily average time spent in the walking passage was 572 minutes, whereby 370 minutes should be added to the section by the trough. From the results obtained from the above experiment on the behaviour of dairy cattle in two - roomed "Tretmiststall", one can derive a few essential points for future modification of the "Tretmist" housing system. The main feature of interest is the berth area - namely the more frequented area at the rear (upper) end of the lying area. In order to provide the animals with the necessary peace and quiet and essential protection, it is recommended that this section should be spatially divided. The establishment of a floor plan which is a compromise between the two extremes of the * completely "open - plan" construction of the "Tretmiststall" and the, * cubicle housing system where the single berth areas are "walled - in" on all sides, seems to be most suitable. The partitions should be a "closed" construction so that there is no visual contact with the adjacent "resting area". Further investigations should be carried out to study the behaviour of individual animals and their social behaviour. Only then can exact plans for constructional changes be made which would improve the housing conditions without interrupting the continuous flow of manure - which is the basic concept of "Tretmist" housing.      «

The "Tretmiststall" (a loose housing system for cattle with solid manure on a sloped lying - area), which had at one time almost been forgotten, has become considerably popular over the past few years. Apart from certain operational points of view, the important factor taken into consideration is to provide a more suitable type of housing for the animals. This example of loose housing system, reserved up till now mainly for young bull fattening and young cattle raising, has recently been favour...     »